Niederländischer Versicherer einigt sich mit EU-Behörde
Von Reinhard Hönighaus, Brüssel,
und Herbert Fromme, Köln
Der niederländische Versicherungs- und Finanzkonzern Aegon muss die Ende 2008 gewährte Kapitalspritze des Staates von 3 Mrd. Euro bis Juni 2011 komplett zurückzahlen. Unter dieser Auflage winkte die EU-Wettbewerbsaufsicht gestern die Beihilfe für den Versicherer endgültig durch. Aegon mit Sitz in Den Haag ist vor allem in Europa und den USA aktiv. In den Vereinigten Staaten gehört die Tochter Transamerica zu den zehn größten Lebensversicherern.
Aegon hatte sich in den USA mit Geschäften mit institutionellen Anlegern gewaltig verhoben. Der Konzern war vor allem auf Zinsabsicherungsgeschäfte mit Lebens- und Rentenversicherern spezialisiert. Nach dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers im September 2008 stand Aegon ebenfalls kurz vor der Pleite, wurde aber vom niederländischen Staat und der dortigen Notenbank aufgefangen.
Die Aktie des Unternehmens, das zuletzt vier Quartalsüberschüsse in Folge erwirtschaftet hatte, stieg um 6,8 Prozent auf 4,61 Euro. Die Brüsseler Entscheidung befreit Aegon vom Druck, die gesamte Staatshilfe sofort zurückzahlen zu müssen.
„Der heute von uns genehmigte Plan zeigt Aegons Entschlossenheit, die Beihilfe schon zweieinhalb Jahre nach der Rekapitalisierung zurückzuzahlen“, sagte Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia. 1 Mrd. Euro hatte Aegon bereits im Herbst 2009 an die Regierung überwiesen. Das Geld stammte aus einer Kapitalerhöhung. In diesem Monat sind weitere 500 Mio. Euro fällig, zuzüglich Kosten aus den Gewinnen der vergangenen Monate von 62,5 Mio. Euro, die Aegon aus dem laufenden Geschäft bezahlen kann. Um die restlichen 1,5 Mrd. Euro zu finanzieren, erwägt Aegon den Verkauf von Rückversicherungsaktivitäten. Auch eine Kapitalerhöhung schließt das Unternehmen nicht aus.
Aegon hatte sich vor der EU-Entscheidung bereits mit der niederländischen Regierung darauf geeinigt, dass die hohen Kosten der Staatshilfe von zunächst 50 Prozent auf 10,3 Prozent plus Zinsen sinken.
Die Spread-Geschäfte fährt Aegon inzwischen zurück und will sie ganz einstellen. Das Geschäftsvolumen in den USA soll vor allem aus diesem Grund um 25 Mrd. Dollar (19 Mrd. Euro) schrumpfen. Bei den Kapitalanlagen in Form von Aktien will der Versicherer seine Risiken künftig besser absichern.
Quelle: Financial Times Deutschland
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