Thomas Leithoff rechnet mit Abwicklungswelle
Von Herbert Fromme, Köln
Den deutschen Lebensversicherern stehen nach Ansicht eines renommierten Branchenexperten in den kommenden Jahren eine Welle von Schließungen und eine Marktbereinigung vor. „Die Krise hat bestimmte Effekte verstärkt“, sagte Thomas Leithoff bei einem Pressegespräch der Arbeitsgemeinschaft Versicherungsrecht im Deutschen Anwaltverein. Der heute als Anwalt tätige Leithoff war bis 2009 13 Jahre lang in führenden Positionen bei Versicherern tätig.
„Es gibt schon eine ganze Reihe von Gesellschaften in Abwicklung“, sagte Leithoff. Dazu gehörten Victoria Leben, Delta Lloyd, Berlin-Kölnische und Aspecta. „Wenn die jetzigen Entwicklungen so weitergehen, kommen noch viele hinzu.“
Seine Argumente: Weil die Kunden immer älter werden, kommen viele Versicherer in die Phase, in der die Auszahlungen die Beitragseinnahmen überschreiten. Bei schrumpfenden Einnahmen sind ihre Kostenstrukturen zu hoch.
Niedrige Zinsen, eine überalterte IT-Infrastruktur und sehr hohe Vertriebskosten – vor allem wegen der Macht der Großvertriebe – machten den Geschäftsbetrieb zunehmend unrentabel. „Dann bleibt nur die Abwicklung“, sagte er.
Das müsse nicht zwangsläufig negativ für die Kunden ausgehen. Schon heute gebe es eine ganze Reihe von stillen Abwicklungen. In solchen Fällen wird sie zwar nicht offiziell verkündet, aber ein Konzern nimmt für bestimmte Töchter kein Neugeschäft mehr an.
Quelle: Financial Times Deutschland
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