Banken forcieren Umbau der Angebote bei geschlossenen Fonds //Direktinvestitionen im Vormarsch // Institute fordern Fusionen
Patrick Hagen , Hamburg
Führende Schiffsbanken haben dem bislang in Deutschland üblichen Modell der Schiffsfinanzierung eine Absage erteilt. Sie wollen in Zukunft keine reinen Fonds mehr finanzieren, bei denen das eingesammelte Geld in den Bau oder den Erwerb eines einzelnen Schiffes fließt. Stattdessen wollen sie direkt Unternehmen wie etwa große Reedereien mit mehreren Schiffen und am besten weiteren Einnahmequellen finanzieren – von denen es in der Schifffahrt in Deutschland aber nur wenige gibt.
„Beim Neugeschäft wird die Präferenz eindeutig dahin gehen, dass man Kredite eher an bonitätsstarke Unternehmen vergeben wird, und die findet man mehr im europäischen Ausland als in Deutschland“, sagte Uwe-Carsten Wiebers, Leiter der Schiffsfinanzierung bei der KfW Ipex, auf einer Konferenz der Fachzeitschrift „Hansa“. Die KfW Ipex ist eine der größten Schiffsbanken der Welt.
Bisher finanzieren deutsche Reeder neue Schiffe meistens mithilfe von Privatinvestoren. Emissionshäuser legen geschlossene Fonds auf, über die Privatanleger in eine Einschiffgesellschaft investieren. Zusätzlich gibt die Bank dem Fonds einen Kredit, besichert durch das Schiff. Gerät der Fonds in Probleme, hat die Bank das Schiff als Sicherheit, kann aber keinen Rückgriff auf den Initiator oder die Investoren nehmen.
Dieses Risiko wollen Banken künftig nicht mehr bereitwillig übernehmen. „Es ist in erster Linie eine Aufgabe der maritimen Industrie in Deutschland, sich so zu reorganisieren, dass sie kreditfähig wird“, sagte Wiebers. Dann sei Neugeschäft hierzulande schon 2011 wieder möglich. „Aber solange die Kreditnehmer ihre Hausaufgaben nicht machen und ihre Strukturen auf ein international übliches Niveau bringen, wird das in Deutschland sehr schwierig bleiben.“
Mehrere Banker forderten die Reeder deshalb auch auf, über Zusammenschlüsse nachzudenken. „Ich hoffe, dass die Branche Antworten findet“, sagte Klaus Stoltenberg, Leiter der Schiffs- und Flugzeugfinanzierung bei der Nord/LB: „Meines Erachtens kann diese Antwort nur sein, dass es eine Konsolidierung gibt, damit man Gläubigern künftig eine bessere Haftungsbasis anbieten kann.“ Heute ist die Branche zersplittert: Neben wenigen Großreedereien wie Hapag-Lloyd, Döhle oder Hamburg Süd gibt es eine Vielzahl kleiner und mittlerer Firmen.
Aber nicht nur beim Neugeschäft zeigen sich die Banken inzwischen kompromissloser. Auch von Reedern und Fonds, denen sie schon die Rückzahlung der Kredite gestundet haben, könnten Banken den Verkauf von Problemschiffen fordern. Nach Ansicht des Experten Axel Siepmann von Naves Corporate Finance ist es wahrscheinlich, dass Banken sich aus Engagements zurückziehen werden, sobald dies ohne Verluste möglich ist: „Das ist gar keine Frage des Wollens, es ist eine Frage der Notwendigkeit.“ Naves ist eine Beratungsfirma mit Spezialgebiet Schiffsfinanzierung.
Zu Beginn der Krise hatten die Banken bereitwillig Tilgungsstundungen gewährt – häufig für 18 Monate. Zahlreiche Stundungen laufen in den nächsten Monaten aus. Institute und Schiffseigner bereiten sich jetzt auf eine neue Verhandlungsrunde vor. Die Banken warnten: Ohne Beteiligung von Reedern und Fondsanlegern werde es keine Zugeständnisse geben.
Die jetzt auslaufenden Stundungen dürften kaum um mehr als zwölf Monate verlängert werden – wenn überhaupt. Hintergrund: Nach drei Jahren Tilgungsstundung muss die Bank den Kredit als Non-Performing-Loan einstufen sowie abschreiben und mit mehr Eigenkapital hinterlegen. Eine Lösung könnten Verkäufe sein, sagte Björn Nullmeyer, Leiter Spezialfinanzierung bei der Bremer Landesbank. „Für das ein oder andere Schiff oder den ein oder anderen Fonds werden die nächsten zwölf Monate entscheidend.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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