Finanzinvestoren entern Schifffahrtsbranche

Private-Equity-Firmen kaufen sich bei Reedern und Flotten ein, weil Bankennur zögerlich Geld geben

Patrick Hagen , Köln,

und Kathrin Werner, Hamburg

In der deutschen Schifffahrtsbranche machen sich zunehmend Finanzinvestoren breit. Nach FTD-Informationen hat das amerikanische Private-Equity-Unternehmen Northern Shipping Funds bereits drei Schiffe der deutschen Reedereien Bockstiegel aus Emden und Hartmann aus Leer gekauft. Insgesamt plant der Investor, bis zu 15 Containerschiffe zu erwerben. Diese sollen an Linienreedereien wie Hapag-Lloyd oder Maersk vermietet werden.

Damit kommt frisches Geld in eine Branche, die sich gegen immer härtere Konkurrenz aus Asien verteidigen muss. Mehr als ein Drittel der weltweiten Containerflotte wird von Deutschland aus kontrolliert. Allerdings funktionieren die klassischen Modelle der Schiffsfinanzierung für die Reedereien seit der Finanzkrise nicht mehr: Schiffsbanken wie die HSH Nordbank und die Commerzbank sind bei der Kreditvergabe deutlich strenger geworden. Und auch über geschlossene Publikumsfonds, in die Privatanleger in der Vergangenheit stark investiert hatten, kommt deutlich weniger Kapital herein. Zahlreiche Investoren verloren in der Krise viel Geld über ihre Schiffsbeteiligungen.

Mittlerweile sind auch größere Namen der Private-Equity-Branche wie Oaktree, Apollo und First Reserve in der Schifffahrt unterwegs. Oaktree ist auch an dem bislang größten Geschäft dieser Art in Deutschland beteiligt. Im vergangenen Jahr stieg der US-Investor mit mehr als 100 Mio. Euro bei der Bremer Schwergutreederei Beluga ein. Derzeit versucht er, sich die Mehrheit an dem Unternehmen zu sichern.

Mit dem Einstieg der Finanzinvestoren setzt in der als konservativ geltenden Schifffahrtsbranche ein Kulturwandel ein. Schiffsfinanzierer und Reeder waren bislang eng verwoben, immer wieder wechselten Banker in Spitzenjobs bei Reedereien. Mit den Finanzinvestoren kommen nun höchst renditeorientierte Finanziers aus dem Ausland, die bei Investitionen deutlich genauer hinschauen dürften, als deutsche Banken es in der Vergangenheit getan hatten.

Allerdings sind auch die heimischen Institute angesichts des schwankenden Schifffahrtsgeschäfts inzwischen erheblich weniger kulant bei der Kreditvergabe – weswegen viele deutsche Reeder ihre Vorbehalte gegen Finanzinvestoren momentan überwinden. „Die Banken werden zunehmend aggressiv“, sagte Jan-Holger Arndt von der Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer auf der Fachkonferenz „Marine Money“. Vor allem die Konkurrenten der Reeder in China profitieren hingegen davon, dass sie über staatlich gestützte Banken viel leichter Zugang zu Finanzierungen bekommen.

Der US-Finanzinvestor Northern Shipping Funds hat der Hamburger Rickmers-Gruppe für seine Geschäfte mit den Reedereien den Schifffahrtsmanager Moritz Mittelbach abgeworben. Er leitet das von dem Fonds gegründete Unternehmen Soundview Maritime. Auch in kriselnde Schiffsfonds habe Northern Shipping Funds bereits investiert, sagte Sybren Hoekstra, Senior Investment Manager der Private-Equity-Firma, der FTD.

Auch sehr vermögende Privatleute interessieren sich zunehmend für Investitionen in Schiffe. Albrecht Gundermann berät bei der Firma Quarterdeck mit Sitz in München Family-Offices wohlhabender Familien, die direkt in der Branche investieren wollen. Er hat Kapitalspritzen an Schiffsfonds vermittelt und rechnet mit weiterem Bedarf. „Aufgrund der Krise im Massengutmarkt ist mit Möglichkeiten in der zweiten Jahreshälfte zu rechnen“, sagte Gundermann.

Rekord bei Hapag-Lloyd5 Firmenjäger auf Beutezug: Seite 15

Quelle: Financial Times Deutschland

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