Ruhestand nach Turnaround beim weltweit zweitgrößten Rückversicherer //Christian Mumenthaler könnte Nachfolger werden
Herbert Fromme , Köln
Stefan Lippe, Konzernchef von Swiss Re, tritt im Laufe des Jahres 2012 von seinem Amt zurück. Das teilte der Rückversicherer – weltweit nach Munich Re die Nummer zwei – gestern mit. Der 56-Jährige wolle nach mehr als 30 Jahren bei Swiss Re in den Ruhestand gehen, hieß es.
Der deutsche Manager hatte am Wochenende den Verwaltungsratspräsidenten Walter Kielholz von seinen Plänen unterrichtet. Gerüchte über ein Zerwürfnis der willensstarken Manager wollte im Konzern niemand bestätigen. Dagegen spricht auch der Wortlaut der Erklärung. „Der Verwaltungsrat bedauert den Entscheid von Stefan Lippe sehr“, ließ Kielholz mitteilen.
Lippe arbeitet seit 1983 im Konzern. Damals begann der Mathematiker und Betriebswirt bei der Tochter Bayerische Rück in München, die später in Swiss Re Deutschland umbenannt wurde und inzwischen Teil der Konzerngesellschaft für die EU-Länder ist.
Mit 33 Jahren wurde er einer der jüngsten Vorstände in der Versicherungswirtschaft, mit 38 Jahren Chef der Bayerischen Rück. 2001 wechselte er nach Zürich, leitete dort verschiedene Abteilungen und wurde 2008 stellvertretender Konzernchef, bevor Jacques Aigrains erzwungener Abgang ihn an die Spitze brachte.
Lippe wurde im Februar 2009 Nachfolger von Aigrain. Unter der Führung des gelernten Investmentbankers war Swiss Re 2008 in eine schwierige Lage geraten, weil das Unternehmen ähnlich wie der US-Versicherer AIG Kreditderivate abgesichert hatte. Der Rückversicherer musste Warren Buffetts Versicherer Berkshire Hathaway um Hilfe bitten. Buffett ließ sich das mit hohen Zinsen teuer bezahlen.
Lippe habe als Konzernchef Swiss Re durch eine anspruchsvolle Zeit geführt, in der das Unternehmen den Turnaround geschafft habe, lobte Kielholz. Unter seiner Führung habe der Rückversicherer seine Kapitalstärke wiederhergestellt, die Wandelanleihe von Berkshire Hathaway vorzeitig zurückbezahlt, sein Rating von „AA-“ wiedererlangt sowie Prämien und Gewinn deutlich gesteigert.
Lippe hatte auch die Reorganisation geleitet. Dabei formte er die Obergesellschaft in eine Holding um, unter der die drei Bereiche Rückversicherung, Industrieversicherung und das Geschäftsfeld Lebens- und Krankenversicherung arbeiten.
Lippe nannte den abgeschlossenen Umbau als Grund für den Zeitpunkt seines Rückzugs. „Nachdem der Turnaround nun geschafft ist, beginnt für Swiss Re mit ihrer neuen Struktur und überarbeiteten Strategie auch eine neue Ära“, erklärte er. Jetzt sei ein reibungsloser Übergang möglich.
Einen Nachfolger kann der Rückversicherer jedoch nicht präsentieren. In der Schweiz ist das nicht ungewöhnlich. Ein Unternehmen muss dort sofort die Öffentlichkeit unterrichten, wenn es von der Absicht eines Vorstandsmitglieds erfährt, sein Amt aufzugeben. Es hat also keine Chance, vorher einen Nachfolger zu suchen.
Bei der Suche werde der Verwaltungsrat externe und interne Kandidaten einbeziehen, hieß es in dem Unternehmen. Chancen werden Christian Mumenthaler eingeräumt, dem Chef des größten Unternehmensbereichs Rückversicherung. Er ist ebenfalls seit Jahren bei Swiss Re und kennt das Unternehmen sehr gut.
Quelle: Financial Times Deutschland
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