Eine für alle

Versicherungsmakler Aon schreibt Risiken künftig über umstritteneOnlineplattform Inex24 aus

Herbert Fromme , Essen

Der Versicherungsmakler Aon will künftig alle Ausschreibungen für die Versicherung seiner Kunden aus der Industrie über die Internetplattform Inex24 organisieren. „Statt wie bisher mit Mail und Fax zu arbeiten, wollen wir den Ausschreibungsprozess durch Inex24 transparenter machen und die Dokumentation erleichtern“, sagte Aon-Geschäftsführer Sven Erichsen. „Die Branche muss ihre Prozesse dringend modernisieren und die Möglichkeiten der Elektronik nutzen.“ Das gelte nicht nur für Ausschreibungen.

Für Inex24 bedeutet Aons Entscheidung den Durchbruch. Die Tochter des globalen Anbieters mit Sitz in Chicago sieht sich immerhin als Deutschlands größten Makler für Industriekunden mit einem Marktanteil von mehr als zehn Prozent.

Die 2010 gestartete Plattform Inex24 wiederum ist im Markt umstritten. Zwar organisieren Siemens, ThyssenKrupp, Bosch, Tchibo und andere Firmen den Versicherungseinkauf auch mithilfe des neuen Systems. Große Industrieversicherer und Makler sind ebenfalls dabei.

Doch andere lehnen das System ab. Sie sorgen sich um Datensicherheit und persönlichen Kontakt im Geschäft. Manche Makler fürchten, dass Inex24 sie überflüssig macht, während einzelne große Versicherer die Kosten scheuen. Kleine Anbieter sehen die Plattform positiv – sie können sich jetzt sehr einfach auch für bislang unerreichbare Geschäfte bewerben.

Aon platziert jährlich Hunderte von Verträgen für seine Kunden aus der Industrie. Dabei benötigen die Versicherer große Mengen an Daten über Standorte, Fabrikgebäude, Maschinen, Produkte und Brandschutzeinrichtungen. Bislang erhalten sie diese Informationen auf den unterschiedlichsten Wegen und geben ihrerseits per Mail oder Fax Angebote für den Versicherungsschutz ab.

Diese Methode ist ebenso mühselig wie intransparent. „Wir haben Inex24 ein Jahr getestet“, sagte Erichsen. „Unsere Leute sind begeistert.“

Das System verspreche neben Arbeitserleichterung auch eine geringere Fehlerhäufigkeit, mehr Transparenz und leichteren Marktzugang. „Wir stellen uns auch neue Dienstleistungen für unsere Kunden vor“, sagte Erichsen weiter. So könnten die Industrieunternehmen jederzeit über den Status einer Ausschreibung informiert bleiben. „Wir wollen auch weitere Informationen bei Inex24 einstellen und damit unseren Kunden zur Verfügung stellen“, sagte Erichsen.

Frühere Versuche, die komplexen Prozesse in der Industrieversicherung mithilfe der Elektronik zu vereinheitlichen, waren gescheitert. Die Aon-Entscheidung könnte Inex24 vor diesem Schicksal bewahren.

Zu den Initiatoren gehören der Aufsichtratsvorsitzende Felix Hufeld, früher Deutschland-Chef beim Makler Marsh, und Ralf Oelßner, Ex-Versicherungschef der Lufthansa.

Technisch wird die Plattform von der Softwarefirma MSG Systems betreut, die 38 Prozent hält. Der Rest gehört Managern und Initiatoren. Inex24 kassiert je nach Nutzung Gebühren von allen Beteiligten.

Quelle: Financial Times Deutschland

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