Skandale schrecken mögliche Bewerber ab
Herbert Fromme , Düsseldorf
Der Ergo-Konzern muss in Deutschland mit spürbar weniger Vertretern auskommen als vor einem Jahr. Anfang 2011 waren 12 076 Vertriebsleute unter Vertrag bei der Munich-Re-Tochter, acht Prozent weniger als ein Jahr zuvor. „Uns haben nicht mehr Vertreter verlassen als im Vorjahr“, sagte Konzernchef Torsten Oletzky bei der Vorstellung der Bilanz. „Aber wir haben weniger Vermittler gewonnen als in den Vorjahren.“
Dafür machte er zwei Effekte verantwortlich: Die Skandale um Ergo hätten die Rekrutierung im zweiten Halbjahr deutlich schwerer gemacht. Zweitens habe der Versicherer die Ausgaben für die Anwerbung von Vertretern schon vorher gekürzt. Damit könnten sich die Skandale langfristig auf den Verkaufserfolg der Gruppe auswirken. Sie begannen mit Enthüllungen über eine Reise von Ergo-Vertretern nach Budapest mit Bezahlung von Prostituierten durch das Unternehmen. Im Neugeschäft 2011 habe es aber noch keine spürbaren Auswirkungen gegeben, sagte Oletzky.
Der nach den Enthüllungen gefasste Plan zur Einhaltung von Unternehmensrichtlinien sei inzwischen zum großen Teil umgesetzt. Kunden, denen 2005 Riester-Verträge mit höheren Kostensätzen als im Antrag angegeben verkauft wurden, seien entschädigt worden. „Wir haben 12 137 Verträge reguliert, der Gesamtbeitrag einschließlich Zinsen belief sich auf 981 000 Euro“, sagte er.
Oletzky gab bekannt, dass Ergo auch in Großbritannien und Tschechien mit Niederlassungen in die Industrie- und Gewerbeversicherung einsteigt. Erst seit Kurzem ist der Konzern auch in diesen Sparten international unterwegs, bisher konzentrierte er sich auf Privatkunden.
2012 will Ergo mehr als 400 Mio. Euro verdienen. Mit dem Ergebnis von 349 Mio. Euro im Jahr 2011 – nach 355 Mio. Euro im Vorjahr – sei der Konzern zufrieden. Die Zahlen hatte bereits Munich Re bekannt gegeben.
Quelle: Financial Times Deutschland
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