2007 mit großen Zielen gestartet, kommt der Finanzvertrieb Formaxx nicht vomFleck. Mehr noch: Ohne die Geldspritzen von Großaktionär Signal Iduna wäre derAWD-Klon längst pleite
Herbert Fromme , Köln
Am 4. Mai 2011 herrscht dicke Luft im Aufsichtsrat des Finanzvertriebs Formaxx AG. „Der Aufsichtsrat, insbesondere Herr Professor Dr. Warg, bat darum, künftig logisch strukturierte Dokumente zu präsentieren“, notiert der Protokollführer über die Sitzung. Es gebe „Ungereimtheiten im Zahlenwerk“ des Vorstands.
Das ist starker Tobak für jede Unternehmensführung. Besonders aber für eine Organisation, die sich als „Maßstab der Finanzberatung“ für ihre Kunden sieht – und heute selbst ums nackte Überleben kämpft. Denn ohne die Hilfe seines Großaktionärs – des Versicherers Signal Iduna, in dessen Vorstand Markus Warg sitzt – wäre Formaxx heute Geschichte.
Der heftige Absatzrückgang in der Lebensversicherung, schärfere Aufsichtsregeln sowie Provisionsgrenzen in der Krankenversicherung treffen nicht nur die Platzhirschen MLP und AWD. Frisch gegründete Vertriebe leiden erst recht. Wie Formaxx, gegründet 2007 vor allem von AWD-Leuten, die dort die Nase voll hatten.
Alles sollte besser werden, lautete damals der Plan: die Beratung der Kunden, die IT, die Provisionsabrechnung. Doch nach einem formidablen Start kam schon bald der Einbruch: Im April 2011 stand Formaxx nach FTD-Informationen kurz vor der Pleite. Die Vorstände Eugen Bucher und Oliver Sünneke ließen sich von der Osnabrücker Kanzlei Schindhelm „unter insolvenzrechtlichen Gesichtspunkten“ beraten. Deren Fazit: „Wir halten eine Finanzierung aus dem Gesellschafterkreis gegenwärtig für die am besten geeignete – wenn nicht die einzig geeignete – Maßnahme, um die unmittelbar bevorstehende Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft abzuwenden.“
Signal Iduna half, wenn auch zähneknirschend. Die Gruppe hält nach eigenen Angaben nur 24,7 Prozent an Formaxx. Der Rest gehöre den Gründern und der Belegschaft, sagt ein Sprecher. Tatsächlich musste der Versicherer Formaxx allein 2011 mit mindestens 4,75 Mio. Euro stützen. Dabei steht Formaxx bei Signal Iduna schon ordentlich in der Kreide: Auf satte 60 Mio. Euro belaufe sich ein Gesellschafterdarlehen, heißt es in dem Papier der Schindhelm-Anwälte zur möglichen Insolvenz.
Das kommentiert Signal Iduna nicht. Unbestritten ist jedoch, dass Formaxx von 2007 bis 2010 rund 36,6 Mio. Euro Verlust angehäuft hat. Im Geschäftsjahr 2010/11, das im September endete, kamen 5,5 Mio. Euro hinzu, der Umsatz sank um elf Prozent auf 24,5 Mio. Euro.
Signal-Iduna-Chef Reinhold Schulte, der auch dem Verband der privaten Krankenversicherer vorsteht, will Formaxx endlich auf Kurs bringen. Seit einem Jahr ist Jens Geldmacher aus seinem Konzern dort Chef. Besonders gut läuft es aber immer noch nicht. Sollte die Wende nicht rasch kommen, könnte Schulte das Problem durch eine Fusion übertünchen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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