Allianz-Theis: „Gebt uns etwas Zeit“

Die Unternehmen sollten von den Industrieversicherern nicht zu viel erwarten, findet AGCS-Chef Axel Theis. Die Versicherer bieten auch für neue Bedrohungen Lösungen, müssen dies aber risikoadäquat tun, sagte Theis auf dem DVS-Symposium. Der intensive Austausch zwischen Kunden und Versicherern sei wichtig.

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AGCS-Chef Axel Theis bittet die Industriekunden um Geduld, wenn es um Versicherungslösungen für neue Risiken geht

© Heidrun Theis

Versicherungslösungen für neue Risiken der Industrie können nicht sofort und ausreichend vorhanden sein, sie werden sich aber entwickeln. Davon zeigte sich Axel Theis, Vorstandsvorsitzender der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS), auf dem Symposium des Deutschen Versicherungs-Schutzverbandes überzeugt. Deshalb bittet er die Industriekunden um Geduld. „Geben Sie einem neuen Produkt auch eine Chance, dass sich über die Zeit Kapazitäten bilden können. Versicherer sind eben risikobewusst, ich sage nicht avers.“

Damit entgegnet Theis Kritik aus der Branche, dass die Versicherer gerade bei neuen Risiken mit adäquaten Versicherungsprodukten hinterher hinken und dass vor allem die Limits nicht ausreichen. Bei der Übernahme neuer Risiken müsse der Versicherer immer auch auf den Erhalt seiner Kapitalstärke achten, sonst nutze dem Kunden die Police am Ende nichts, betonte er.

Der neue Deutschland-Chef der AGCS Christopher Lohmann hat die Industriekunden des Versicherers nach ihren Erwartungen befragt. Ergebnis: Finanzielle Solidität, Zuverlässigkeit, versicherungstechnisches Know-how und schließlich faire sowie schnelle Schadenregulierung stehen bei den Unternehmen an oberster Stelle. Dabei machte AGCS-Chef Axel Theis klar, dass Schadenregulierung das zentrale Leistungsversprechen bleibt, und es keine Bestrebungen gibt, diesen Bereich auszulagern. AGCS hat eine interne Initiative gebildet, die sich mit den erkannten Baustellen beschäftigen soll.

Der intensive Austausch zwischen Kunden und Versicherern sei bei solchen Themen besonders wichtig, um die Risiken richtig einschätzen zu können. „Spartenübergreifende Konzepte sind wichtig, da stimme ich zu“, sagte Theis mit Blick auf die rasanten Entwicklungen im Bereich Cyber.

„Um mit den rasanten Veränderungen der Risikokonzentrationen Schritt zu halten nutzen wir modernste Technologie und Modelle.“ Das schütze aber nicht vor Überraschungen – seien es die Terroranschläge vom 11. September 2001 oder die Flut in Bangkok von 2011. Solche Ereignisse seien nicht modellierbar, so der AGCS-Chef. „Deshalb meine ich, dass es zu den wichtigsten zukünftigen Erfolgsfaktoren eines Industrieversicherer gehört, Risiken in Echtzeit einzuschätzen, um das Risikokapital angemessen zu verteilen.“

Sich bewusst nicht zu versichern, wie dies einige Unternehmen tun und auch öffentlich machen, hält Theis erwartungsgemäß nicht für den richtigen Weg. „Dabei werden einige Punkte außer Acht gelassen, etwa die Punkte Service und Abwehr von Ansprüchen.“ Für börsennotierte Firmen sei außerdem häufig schon der Hinweis, dass man versichert ist, in einem Schadenfall geeignet, die ersten Wogen beim Aktienkurs etwas zu glätten.

Das Umfeld mache es den Versicherern nicht einfach, die Erwartungen der Kunden zu erfüllen, verteidigte sich Theis. „Die Akkumulation von Risiken steigt exponentiell. Nicht sichtbare Risiken treten auf den Plan. Neue Klumpenrisiken zeigen sich.“

Katrin Berkenkopf

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