GDV-Führung wegen Deckel unter Beschuss

Die Führung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sieht sich heftigen Protesten gegen die vorgeschlagene gesetzlich geregelte Provisionsdeckelung in der Lebensversicherung ausgesetzt. Kritik kommt von innerhalb und außerhalb des Verbandes.

Lebensversicherung

In der Branche gibt es Streit um den GDV-Vorschlag, die Provisionen in der Lebensversicherung zu deckeln

© Ergo Versicherungsgruppe

Im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gibt es Krach um den Plan, beim Gesetzgeber für eine gesetzliche Obergrenze bei den Provisionen für die Lebensversicherung einzutreten. Vor allem Gesellschaften, die in erster Linie über Makler verkaufen, wehren sich. Jetzt soll das Projekt auch im Vertriebsausschuss des Verbandes behandelt werden. Dass es dort eine Mehrheit findet, ist zweifelhaft.

Offiziell heißt es im Verband: „Wir befinden uns in der Meinungsbildung.“ Aber vor allem für die Allianz und eine Reihe anderer großer Gesellschaften ist dieser Prozess längst abgeschlossen. Sie kämpfen aktiv für den Provisionsdeckel – denn nur so, glauben sie, kann man das Produkt Lebensversicherung überhaupt noch retten.

Eine drastische Kostensenkung ohne gesetzliche Unterstützung ist auch für Allianz, Axa und andere Große schwierig, vor allem, wenn Konkurrenten weiter mit hohen Provisionen arbeiten und so Neugeschäft gewinnen.

Das trifft erst recht zu, wenn der Höchstrechnungszins – die Garantie, die Lebensversicherer ihren Kunden geben – weiter abgesenkt wird. Zwar hat BaFin-Chefin Elke König die Absenkung für den 1. Januar 2014 ausgeschlossen. Aber in der Branche wird spekuliert, dass eine Senkung auf 1,25 Prozent zum 1. Juli 2014 sehr wohl möglich ist.

Ende Juni hatte der Hauptausschuss Lebensversicherung/Pensionsfonds seine Mitglieder in einem Schreiben zu den „besprochenen Varianten zur möglichen gesetzlichen Regulierung der Kosten in der Produktkalkulation und Vergütung des Vertriebes“ befragt. Zuvor hatte eine Arbeitsgruppe die Vorschläge ausgearbeitet. Zu den Mitgliedern gehören Allianz-Leben-Chef Markus Faulhaber, Debeka-Konzernchef Uwe Laue und Patrick Dahmen, Lebens-Chef der Axa.

Druck auf die Branche kommt auch von außen. Am Donnerstag veröffentlichte der AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen eine „Berliner Erklärung“, die 14 Vorstände und andere hochrangige Manager von 13 Pools unterzeichnet haben. Inhaltlich enthält die Erklärung wenig Überraschendes – die Pools sind für frei verhandelbare Vergütungen, wollen die Kostendiskussion auf die Gesamtkosten der Altersversorgung erweitert sehen und lehnen die Einschränkung der Diskussion auf die Abschlussprovision ab. Wirklich bemerkenswert ist, dass sich die Branche auf eine gemeinsame Erklärung einigen konnte.

Ob der GDV nach der Bundestagswahl tatsächlich als Verband einen Vorschlag für eine gesetzliche Regelung macht, wird inzwischen selbst von Befürwortern des Provisionsdeckels bezweifelt. Sie befürchten, dass selbst ein solcher Vorschlag an die Regierung vom Kartellamt als Verstoß gegen das Kartellrecht betrachtet werden könnte.  Stattdessen dürften die einzelnen Gesellschaften in Berlin Druck machen. Ähnlich sind auch die privaten Krankenversicherer vorgegangen, die für ihre Branche eine Obergrenze forderten – und seit April 2012 auch haben.

Herbert Fromme

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