Staatliche Eingriffe haben in einer privatwirtschaftlich organisierten Branche wie der privaten Krankenversicherung nichts zu suchen. Deshalb sollte sie aufhören, bei Problemen den Gesetzgeber zum Eingreifen aufzufordern. Darin waren sich Continentale-Vorstand Christoph Helmich und BVK-Präsident Michael Heinz auf dem PKV-Forum der Continentale einig.
Die privaten Krankenversicherer (PKV) tun sich keinen Gefallen, wenn sie nach der Hilfe des Staates rufen, um tatsächliche oder vermeintliche Probleme in den Griff zu bekommen, findet Christoph Helmich, Vorstand des Continentale Versicherungsverbunds. „Wir müssen grundsätzlich aufpassen als Branche, dass wir ordnungspolitischen Eingriffen nicht Vorschub leisten“, sagte Helmich auf dem PKV-Forum der Continentale in Köln.
Die Continentale habe deshalb die Initiative des PKV-Verbands abgelehnt, der sich erfolgreich bei der Politik für eine Deckelung der Provisionszahlungen stark gemacht hatte. Der Versicherer sei aus ordnungspolitischen Gründen gegen eine Regulierung der Höhe der Abschlusskosten gewesen, sagte Helmich. Auch an der im Verband geführten Debatte über einen Mindestleistungsumfang von PKV-Policen habe sich die Continentale bewusst nicht beteiligt.
Das Thema Mindestleistungen ist für Helmich ein Beleg dafür, dass sowohl in der Politik als auch in der Branche selbst manche Entwicklungen unberechtigterweise zum Problem hochstilisiert werden, das nach Lösungen verlangt. Bei der Veranstaltung hatte zuvor der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion Jens Spahn den Mindestumfang des PKV-Schutzes als einen Bereich skizziert, den die Regierung genau im Blick habe. „Wenn es die Branche nicht schafft, bestimmte Dinge selbst in den Griff zu bekommen, muss die Politik handeln, weil sonst die Menschen darunter leiden“, sagte er.
Continentale-Vorstand Helmich hält auch die Kritik an der Beratungsqualität vieler Versicherungsvermittler für unberechtigt. „Wir dürfen nicht so tun, als ob Katastrophen-Beratungen an der Tagesordnung wären.“ In der Vielzahl der Fälle werde von den Vermittlern ordentlich beraten, auch in der PKV, sagte Helmich.
„Es ist nicht ordnungspolitische Aufgabe einer Bundesregierung, die Einkommensverhältnisse von Vermittlern gesetzlich zu regulieren“
Michael Heinz, BVK
Michael Heinz, dem Präsidenten des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), ist der Ruf von Teilen der privaten Krankenversicherer nach dem Staat ebenfalls ein Dorn im Auge. So habe der Hilferuf des PKV-Verbands, der gewisse Exzesse in den eigenen Reihen nicht habe regulieren können, den Vermittlern den Provisionsdeckel beschert. „Es ist nicht ordnungspolitische Aufgabe einer Bundesregierung, die Einkommensverhältnisse von Vermittlern gesetzlich zu regulieren“, schimpfte Heinz.
Angesichts des wachsenden Vorsorge- und Beratungsbedarfs werde die Bedeutung der Vermittler künftig noch zu nehmen, erwartet er. Der BVK setze sich für eine hohe Beratungsqualität seiner Mitglieder ein und sei deshalb der Weiterbildungsoffensive „gut beraten“ des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft beigetreten.
Harald Krauss, langjähriger Hauptgeschäftsführer des europäischen Bundesverbands der selbstständigen Versicherungsvermittler BIPAR, forderte die Vermittler auf, sich gut auf die von der europäischen Ebene vorangetriebene immer stärkere Regulierung ihrer Tätigkeit einzustellen. Die EU verlagere den Verbraucherschutz zunehmend vom Versicherer und dem Produkt auf den Vertrieb, sagte Krauss. „EU-rechtlich steht der Vermittler im Mittelpunkt des Verbraucherschutzes.“
Damit sei eine Menge an Herausforderungen verbunden: bei der Transparenz über die Vergütung, der stärkeren Kontrolle der Vermittlertätigkeiten, dem Datenschutz und der Weiterbildung. „Das führt zu einer vollkommen neuen Rolle für Vermittler“, prognostizierte er. Das sei für die Betroffenen mit einem großen Aufwand und hohen Kosten verbunden, habe aber langfristig positive Effekte, betonte Krauss. „Die neue Rolle wird zu einer entscheidenden Image-Verbesserung führen.“ Das bedeute eine höhere Anerkennung, der auch die finanzielle Anerkennung folgen werde.
Ilse Schlingensiepen
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