Die Auseinandersetzungen zwischen Versicherern und ihren Kunden um pandemiebedingte Leistungen aus der Betriebsschließungsversicherung (BSV) werden sich wohl noch Jahre hinziehen. Die Gründe für die zerfahrene Lage sind vielschichtig, erläuterte Christian Armbrüster, Professor für Zivilrecht an der Freien Universität Berlin und Experte für Privatversicherungsrecht, auf einer Veranstaltung des Bundes der Versicherten. Über handwerkliche Fehler, intransparente Bedingungen, schwammige Kommunikation und oberflächliche Gerichtsurteile.
Aufsicht & Regeln
Parlament diskutiert Provisionsdeckel
Der Bundestag hat am Freitag über den geplanten Provisionsdeckel bei Restschuldversicherungen debattiert, mit dem überhöhte Provisionen begrenzt werden sollen. Abgeordnete aus der Opposition äußerten Kritik. Den Grünen geht der Plan nicht weit genug, die FDP hält ihn für überflüssig. Nach Untersuchungen der Finanzaufsicht BaFin sind in dem Bereich Abschlussvergütungen in Höhe von 50 Prozent der Beiträge keine Seltenheit. Bei Lebensversicherungen ist ein vergleichbares Vorhaben am Widerstand innerhalb der Regierung gescheitert.
Regierung: Insurtechs nicht benachteiligt
Die von der BaFin angekündigten strengeren Kapitalvorgaben für Insurtechs führen zu keiner Benachteiligung. Das schreibt die Regierung in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP. Die Gesellschaften würden behandelt wie alle deutschen Versicherer, heißt es darin. Die Betroffenen hätten ihre Ergebnisprognosen teils erheblich verfehlt, so das Bundesfinanzministerium zur Begründung. Wie hoch die Mehrbelastung an Eigenmitteln und Rückstellungen für Betroffene ausfallen wird, hängt vom Umsatz und Geschäftsmodell ab.
Riester: GDV will schnelles Ende der Beitragsgarantie
Die sich abzeichnende Absenkung des Höchstrechnungszinses von 0,9 Prozent auf 0,25 Prozent ab 2022 bedeutet das Ende der Riester-Rente mit voller Beitragserhaltsgarantie. Um diese Form der Altersvorsorge zu erhalten, sollte die Garantie ein rasches Ende finden, forderte Peter Schwark (Bild) vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), auf einer Veranstaltung des Bundes der Versicherten (BdV). Während Schwark an einer Reform der staatlich geförderten Vorsorgeform festhält, wünscht sich BdV-Chef Axel Kleinlein eine schnelle Abschaffung von Riester. Die Versicherer schafften es nicht mehr, vernünftige Produkte aufzulegen, glaubt er.
AGCS fürchtet Ausschreitungen und Krawalle
Betriebsstörungen, Beschädigungen und Umsatzeinbußen durch Proteste (wie hier am 20. März 2021 in Kassel), Krawalle, Vandalismus und andere Formen von zivilen Unruhen haben sich zu den wichtigsten politischen Risiken für Unternehmen entwickelt. Die Covid-19-Pandemie und ihre Auswirkungen werden die Situation verschlimmern, befürchtet der Industrieversicherer Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) mit Blick auf die zunehmenden Unruhen und Gewalttaten in vielen Ländern. Unternehmen sollten sich bei ihrer Business-Continuity-Planung aktiv mit den Risiken politischer Gewalt auseinandersetzen, insbesondere in stark exponierten Branchen wie dem Einzelhandel.
GDV warnt vor Solvency II-Review
Die Vorschläge der europäischen Versicherungsaufsicht Eiopa für die Überarbeitung der Eigenkapitalregeln Solvency II liegen inzwischen bei der Europäischen Kommission. Der Versicherverband GDV dringt weiter auf eine Entschärfung der vorgesehenen Änderung der Zinskurve zur Berechnung langfristiger Zahlungen. Er warnt vor ungerechtfertigten zusätzlichen Lasten in Höhe von über 30 Mrd. Euro für die deutsche Branche und negativen Folgen für den Umbau der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit.
Thimann im Rennen um Eiopa-Spitze
Leute – Aktuelle Personalien Christian Thimann (Bild), Deutschlandchef des Abwicklers Athora, ist einer der drei Kandidaten, die es bei der Ernennung eines neuen Chefs der europäischen Versicherungsaufsicht Eiopa in die engere Auswahl geschafft haben. Seine Konkurrenten sind Petra Hielkema, Direktorin bei der niederländischen Versicherungsaufsicht, und Paolo Cadoni, Abteilungsleiter bei der britischen Finanzaufsicht PRA. Außerdem: Der Rückversicherer Munich Re bekommt im September mit Anne-Sylvie Catherin, derzeit Generaldirektorin für Personalwesen bei der EZB, eine neue Personalchefin. Und: Die Allianz Versicherung regelt die Verantwortung für das Ressort Automotive neu.
Rechnungszins soll auf 0,25 Prozent fallen
Lange war die Forderung von Versicherungsmathematikern nach einer Absenkung des Höchstrechnungszinses ohne Widerhall geblieben, jetzt steht der Schritt offenbar doch an. Nach Medienberichten plant das Bundesfinanzministerium eine Absenkung von 0,9 Prozent auf 0,25 Prozent ab 2022. Der Verordnungsentwurf soll in den nächsten Tagen an die anderen Ministerien und an Verbände gehen. Mit dem Schritt sollte auch die Beitragsgarantie unter Riester gelockert werden, fordert Jörg Asmussen vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft.
Greensill: Schweizer Bank zeigt mit Finger auf Marsh
Es wird scharf geschossen im Fall des implodierenden Finanzkonzerns Greensill. Die am Geschäftsmodell der Australier beteiligte Bank Credit Suisse will im Oktober vergangenen Jahres noch keine Hinweise darauf gesehen haben, dass der Versicherungsschutz für das Kreditausfallrisiko nicht verlängert wird. Aus Sicht des Geldhauses hätte Greensills Versicherungsmakler Marsh es warnen müssen. Die Bank steht stark unter Druck. Von Greensill im Stich gelassene Anleger könnten sie auf Schadenersatz verklagen, das könnte sehr teuer für die Schweizer werden.
Grüne wollen Provisionen abschaffen
Die Grünen wollen den Provisionsvertrieb durch die Honorarberatung ersetzen und die Riester-Rente zugunsten eines staatlich verwalteten Bürgerfonds abschaffen. Das zeigt das vorläufige Programm zur Bundestagswahl, das Mitte Juni beschlossen werden soll. Die gesetzliche Rentenversicherung soll stabilisiert und schrittweise auf alle Bürger ausgedehnt werden. In der Kranken- und Pflegeversicherung soll es ebenfalls eine Bürgerversicherung geben.
DFV verzeichnet guten Start ins Jahr
Als „saugut“ bezeichnete Stefan Knoll, Gründer und Chef der Deutschen Familienversicherung (DFV), die bisherige Geschäftsentwicklung in diesem Jahr. Das Unternehmen konnte seit Januar im Schnitt 1.800 Verträge pro Tag hinzugewinnen. Der Zeitplan für die Expansion nach Österreich und die Einführung eines Kombiprodukts steht, betonte Knoll bei der Präsentation der finalen Geschäftszahlen für 2020. Die im Januar veröffentlichten vorläufigen Zahlen bestätigte das Unternehmen, aufgrund einer Rückstellung rutschte die DFV allerdings tiefer in die roten Zahlen als bisher bekannt.










