Archiv ‘Kapitalanlage’

BaFin-Rundschreiben: nur teilweise Rechtssicherheit

 Legal Eye – Die Rechtskolumne  Die BaFin hat Ende vergangenen Jahres das lange erwartete Kapitalanlagerundschreiben veröffentlicht. Das Rundschreiben ersetzt das Vorgängerrundschreiben aus dem Jahr 2011 und war zwei Jahre nach Inkrafttreten von Solvency II längst überfällig. Es bietet viele Klarstellungen, aber auch weiter Anlass zu Kritik. So bleibt abzuwarten, ob sich für die Versicherungsunternehmen das lange Warten tatsächlich gelohnt hat.

Versicherer legen riskanter an

Die europäische Versicherungsbranche hat bei der Kapitalanlage auf die Niedrigzinsen an den Kapitalmärkten reagiert. Um eine höhere Rendite zu erzielen, haben die Gesellschaften Anlagen mit geringer Liquidität sowie alternative Investments wie Infrastrukturprojekte in ihre Portfolios aufgenommen. Zu diesem Schluss kommt die Aufsichtsbehörde Eiopa, die das Anlageverhalten von 91 Anbietern zwischen 2011 und 2016 untersucht hat. Bei den Staats- und Unternehmensanleihen hat der Anteil von Wertpapieren mit geringer Bonität zugenommen.

Ringdarlehen: Grüne bohren nach

Die Grünen im Bundestag haben den Vorwurf aufgegriffen, dass sich einige Versicherer vor Inkrafttreten von Solvency II gegenseitig nachrangige Darlehen gewährt haben, um ihre Eigenmittel zu erhöhen. Finanzexperte Gerhard Schick hat die Bundesregierung in einer Anfrage zu ihrem Erkenntnisstand zu Ringdarlehen gefragt. Staatssekretär Michael Meister sieht keinen Handlungsbedarf, weil die Darlehen ab 2026 ohnehin nicht mehr als Eigenmittel gelten, geht aber offenbar davon aus, dass es solche Darlehenssysteme vor Einführung von Solvency II gab.

Das Klima holt uns ein

 The Long View – Der Hintergrund  Der Druck auf Investoren steigt, sich ernsthaft mit dem Thema Klimawandel zu beschäftigen. Ein Umdenken ist auf Kapitalanlageseite auch dringend erforderlich, um die 2015 gesetzten Klimaziele zu erreichen. Ein entscheidender Hebel dafür kann die Finanzberichterstattung sein. Neben der Klima-Task Force des Financial Stability Board, erarbeitet zurzeit auch eine EU-Arbeitsgruppe Vorschläge. Klar ist, die Versicherer als wichtigste Kapitalanleger müssen mit im Boot sein, wenn das Ziel erreicht werden soll, die Erderwärmung bis 2050 auf zwei Grad zu begrenzen.

Assekurata: ZZR überfordert Lebensversicherer

Die Ratingagentur Assekurata sieht die Lebensversicherer durch die Zinszusatzreserve (ZZR) in der derzeit bestehenden Form überfordert. Sie macht sich für neue Regeln zur Berechnung des Puffers durch die Politik stark. Bleibt das System wie es ist, erwartet das Unternehmen, dass die ZZR 2017 um über 20 Mrd. Euro auf mehr als 65 Mrd. Euro ansteigt. Das zeigt Assekuratas Marktausblick zur deutschen Versicherungswirtschaft. Der Rohüberschuss der Branche nach ZZR werde 2017 auf 4 Mrd. Euro sinken, schätzt die Ratingagentur.

Infrastruktur: Besser wird sie nicht!

 Meinung am Mittwoch  Die öffentliche Hand sollte die dringend notwendigen Investitionen in die Infrastruktur nicht länger vor sich her schieben. Denn die Niedrigzinsphase wird nicht ewig andauern. Private und institutionelle Investoren verlangen zwar einen höheren Zins für Infrastrukturprojekte als bei Bundesanleihen. Aber die Risiken sind auch ganz anders gelagert. Außerdem übernehmen sie die Verwaltung und Überwachung der oft komplexen Projekte. Wenn die Verantwortlichen noch länger warten, werden die Kosten weiter steigen.

Hannover Rück trotzt Großschäden

Hannover Rück sieht sich nach den Ergebnissen im ersten Quartal auf Kurs, um das Gewinnziel von mehr als 1 Mrd. Euro für das volle Jahr zu erreichen. Der Rückversicherer musste zwar mit einer größeren Großschadenlast zurechtkommen und verdiente unter dem Strich weniger, ein starkes Wachstums aus der Schadenrückversicherung führte aber zur einer deutlichen Steigerung der konzernweiten Prämieneinnahmen auf 4,5 Mrd. Euro. Unternehmenschef Ulrich Wallin freute sich besonders über das Kapitalanlageergebnis.

Grüner Makler sucht Investoren

Der Makler Grün versichert, der eine ethisch korrekte Kapitalanlage der Kundengelder verspricht, sucht Investoren. Mindestens 100.000 Euro will das 2014 gegründete Unternehmen über das Crowdinvesting-Portal Companisto einwerben. Mit dem Geld will Gründer Fabrice Gerdes expandieren und die Abschlüsse über die eigene Homepage von derzeit 500 auf 2.000 Ende des Jahres steigern. Das Produktportfolio soll um eine Rentenversicherung, eine Berufsunfähigkeitsversicherung und Krankenzusatzversicherungen erweitert werden.

Viridum unterschreibt Protektor-Übernahmevertrag

Bei der schon länger angekündigten Übertragung des Lebensversicherungsbestands von Protektor an Viridium sind die nächsten Schritte getan. Die beiden Gesellschaften haben einen Übernahmevertrag unterschrieben und können diesen nun der Finanzaufsicht BaFin zur Zustimmung vorlegen. Zudem hat Protektor die Zustimmung für die Gründung einer Tochter von der Finanzaufsicht erhalten. Auf die neue Gesellschaft Salvamus soll der Bestand in einem ersten Schritt übergehen, bevor Viridium ihn übernimmt.

Experten fordern höhere Aktienquote von Versicherern

Angesichts der Niedrigzinsen fällt es vor allem Lebensversicherern immer schwerer, eine vernünftige Rendite zu erwirtschaften, um die Verpflichtungen gegenüber ihren Kunden zu erfüllen. Die meisten investieren vorrangig in Staatsanleihen, Aktien spielen nur eine untergeordnete Rolle. Das ist ein Fehler, sagte Anja Mikus von der Investmentgesellschaft Arabesque Asset Management auf dem Kapitalanlagetag der Süddeutschen Zeitung in München. HUK-Coburg-Chef Wolfgang Weiler ermahnte die Branche, aus Renditehunger nicht zu viel in qualitativ minderwertige Anleihen zu investieren.

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