Herbert Frommes Kolumne Der Wirecard-Gründer und Chef Markus Braun ist zurückgetreten. Die Bilanzlöcher bei dem Dax-Konzern könnten sich zu einem der größten Skandale der deutschen Finanzgeschichte auswachsen. Es ist normal, dass eine Affäre von solchen Ausmaßen auch Versicherer betrifft. Manche nutzen Wirecard als Dienstleister, eine Reihe von Gesellschaften hat vergleichsweise viel in Wirecard-Aktien investiert, andere halten Anleihen. An alledem ist nichts Ehrenrühriges. Großer Diskussionsbedarf besteht aber über die Rolle der Wirtschaftsprüfer, die durch ihre Testate wichtige Anleger wie die Versicherer überhaupt erst dazu bringen, massiv bei einem dubiosen Unternehmen einzusteigen.
Archiv ‘Wirtschaftsprüfer’
Zehn Mythen zu IFRS 17 und die nackte Wahrheit
The Long View – Der Hintergrund Um die Einführung des neuen Rechnungslegungsstandards für Versicherer IFRS 17 ranken sich viele Mythen. Dazu zählt, dass er nicht für die erhoffte Vergleichbarkeit zwischen den Unternehmen sorgen wird, von den großen Wirtschaftsprüfern (Big Four) erfunden wurde und IFRS-Projekte bei Versicherern immer doppelt so teuer ausfallen wie geplant. Wir haben die zehn gängigsten Thesen zu IFRS 17 auf ihren Wahrheitsgehalt abgeklopft.
DVAG verstößt gegen Bilanzrecht
Deutschlands größter Finanzvertrieb DVAG nimmt seit vier Jahren einen „eingeschränkten Bestätigungsvermerk“ seiner Wirtschaftsprüfer hin. Die KPMG-Prüfer monieren, dass die Gesellschaft nicht wie gesetzlich vorgeschrieben die Gesamtbezüge der Vorstandsmitglieder im Geschäftsbericht nennt. Offenbar scheut die Familie Pohl, die 60 Prozent an dem Unternehmen hält, die sonst immer stark betonte Transparenz, wenn es um die Einkommen der Vorstände geht. Wirtschaftsprüfer halten solche Verstöße für „bedeutend und wesentlich“.
SFCR: Nicht alle Versicherer erfüllen die Anforderungen
The Long View – Der Hintergrund Die Denkfabrik V.E.R.S. Leipzig GmbH hat die narrativen Teile der Solvency II-Berichte der Versicherer unter die Lupe genommen. Die sogenannten Solvency and Financial Condition Reports (SFCR) halten interessante Erkenntnisse über die Gesellschaften bereit. Es hat sich aber noch kein einheitliches Vorgehen beim Erstellen der SFCR herauskristallisiert, die Berichte sind sehr heterogen und unterscheiden sich teilweise deutlich voneinander. Ein nicht unerheblicher Teil der Versicherer verstößt gegen die delegierte EU-Verordnung zu Solvency II, weil quantitative Angaben an den erforderlichen Stellen unterbleiben.
Allianz trennt sich von Steuerexperten
Die Allianz plant, die Steuerabteilung bei der Obergesellschaft Allianz SE um rund die Hälfte zu verkleinern. Etwa 30 Mitarbeiter, die meisten Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, sollen das Haus verlassen und zu einem externen Dienstleister wechseln. Das Projekt hat Finanzchef Dieter Wemmer eingefädelt, zu dessen Ressort die Steuerabteilung gehört. Über das Projekt gibt es Streit – es ist wohl kein Zufall, dass ausgerechnet jetzt eine Anzeige bei den Steuerberaterkammern eingegangen ist, nach der die Allianz die gesetzlich vorgeschriebenen Gebührensätze unterschreiten will.
PKV-Prämienerhöhungen auf dem Prüfstand
Die privaten Krankenversicherer sind aus einer unerwarteten Richtung unter Druck geraten. Die Rolle der unabhängigen Treuhänder beschäftigt derzeit die Gerichte. Das Amtsgericht Potsdam hatte einem Kunden Recht gegeben und eine Prämienerhöhung der Axa Krankenversicherung gekippt. Grund: Der Treuhänder habe zu viel Umsatz mit dem Versicherer gemacht. Die Richter sahen dabei Parallelen zu Beschränkungen für Wirtschaftsprüfer. Bei einem ähnlichen Verfahren steht die Entscheidung noch aus. Die Axa will ein höchstrichterliches Urteil erreichen. Die Finanzaufsicht BaFin hält den Vergleich von PKV-Treuhändern und Wirtschaftsprüfern für Unfug.
KPMG glaubt an Beratungsboom
Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG muss in den kommenden Jahren eine Vielzahl von Prüfungsmandaten aufgeben. Denn die EU hat festgelegt, dass auch Versicherer die Wirtschaftsprüfungsfirmen alle zehn Jahre wechseln müssen. Bei dem hohen Marktanteil von KPMG trifft die Regel das Unternehmen besonders hart. Doch Vorstand Frank Ellenbürger glaubt, dass mehr Beratungsmandate den Umsatzausfall in der Prüfung wettmachen werden. In der aktuellen Situation sei der Beratungsbedarf besonders groß.
Prisma Life muss weiter kämpfen
Der angeschlagene Liechtensteiner Lebensversicherer Prisma Life hat die 2012 mit viel Getöse auf den Markt gebrachte Marke Cardea Life still und leise beerdigt. Das ist Teil einer Reihe von Sanierungsschritten. Ganz über den Berg ist die Gruppe aber wohl noch nicht: Die Liechtensteiner Finanzaufsicht verbietet Prisma Life weiterhin alle Auszahlungen an ihren Eigner Sören Patzig und dessen Vertrieb AFA. Aus dem Prüfungsbericht der Wirtschaftsprüfer EY, der dem Versicherungsmonitor vorliegt, geht hervor, mit welchen Maßnahmen sich die Gesellschaft in den vergangenen Monaten gegen die drohende Insolvenz stemmte.
GDV-Kodex bald mit Prüfsiegel
Damit sich niemand unverdient mit dem GDV-Verhaltenskodex für den Versicherungsvertrieb schmückt, müssen sich die unterzeichnenden Unternehmen künftig einer Prüfung unterziehen. Wirtschaftsprüfer sollen alle zwei Jahre untersuchen, ob die Umsetzung in den Gesellschaften anhand sogenannter Compliance Management-Systeme angemessen ist. Kommen sie zu einem negativen Urteil, wird der Versicherer von der Liste der teilnehmenden Unternehmen verbannt. Erfolgreiche Prüfergebnisse werden auf der GDV-Website veröffentlicht.








