Finanzdienstleister von den Bermudas kauft der Credit Suisse die Winterthur International ab
Von Herbert Fromme, Köln Der Finanzdienstleister XL Capital mit Sitz in Hamilton, Bermuda, übernimmt für 600 Mio. $ die Industrieversicherung Winterthur International (WI) von der Schweizer Bank Credit Suisse (CS).
XL Capital, im Jahr 1986 unter anderem vom Maklerhaus Marsh McLennan und der Investmentbank J.P. Morgan gegründet, gewinnt mit der Übernahme endlich den lange gesuchten Zugang zum europäischen Industrieversicherungsmarkt. In diesem Geschäftssegment dürfte die Konkurrenz noch heftiger werden. WI-Chef Willi Suter bleibt in seiner Position bei der Gruppe, die in XL Winterthur umbenannt wird.
Der Rück-und Industrieversicherer XL Capital ist an der New Yorker Börse notiert und wies Ende 2000 ein Eigenkapital von 5,6 Mrd. $ auf. Das Unternehmen hat 2000 Beschäftigte und erzielte nach vorläufigen Zahlen 2000 einen Nettogewinn von 506 Mio. $, eine Steigerung um 7,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die CS, die seit 1997 die Mehrheit an der Winterthur-Versicherungsgruppe hält, zieht sich vollständig aus dem Industriesegment zurück. Konzernchef Lukas Mühlemann hat nie ein Geheimnis aus seiner Unzufriedenheit mit den Geschäftsergebnissen aus der Rück-und Industrieversicherung gemacht. Schon 1998 gab er das aktive Rückversicherungsgeschäft auf. Etwas länger musste Mühlemann einen Käufer für die Winterthur International suchen. Vor zwei Jahren fanden auch Gespräche mit dem Gerling-Konzern statt.
Im Rahmen seiner Allfinanzstrategie strebt der frühere McKinsey-Berater Mühlemann Synergieeffekte zwischen Bank und Assekuranz an – und findet sie vor allem im Lebensversicherungsbereich. Für das defizitäre Versicherungsgeschäft mit der Großindustrie bleibt da kein Platz. Stattdessen kaufte die CS Lebensversicherungen und Pensionsfonds in Japan, Großbritannien, China, Polen und Tschechien zu.
Die 1100 Mitarbeiter der WI verbuchten im Jahr 2000 Brutto-Prämieneinnahmen von 1,4 Mrd. $. Davon stammen zwei Drittel aus Europa, vor allem aus Frankreich, Deutschland, der Schweiz und Großbritannien. Rund 40 Prozent der Prämien erzielte die WI mit dem Hochrisikogeschäft Haftpflicht, 30 Prozent mit der Sachversicherung, 14 Prozent mit Unfall-und Krankenversicherungen.
Der Käufer XL Capital hat sich gegen unangenehme Überraschungen abgesichert: Nach drei Jahren werden die Rückstellungen der Winterthur International erneut überprüft. Sollte sich dann herausstellen, dass die WI zu wenig reserviert hatte, muss XL nur 10 Prozent des Defizits – höchstens 60 Mio. $ – zahlen, der Rest belastet die CS. Ein möglicher Überschuss wird ebenfalls im Verhältnis 10 zu 90 aufgeteilt.
Quelle: Financial Times Deutschland
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