Neugeschäft bei der DKV bricht ein

Mit Gesundheitsmanagement per Internet will der Marktführer in der Krankenversicherung die Kosten senken. Von Herbert Fromme und Ilse Schlingensiepen, Köln

Enttäuschend verlief das Jahr 2000 für die erfolgsgewohnte Deutsche Krankenversicherung (DKV), die zur Ergo-Gruppe und damit zur Münchener Rückversicherung gehört. Die Zahl der Versicherten mit voller privater Krankenversicherung stieg zwar um 1,2 Prozent auf 784000. Aber gemessen in Jahresbeiträgen – einer Standardgröße in der Branche – brach das Neugeschäft um 14 Prozent auf 157Mio.Eein.

Vorstandschef Jan Boetius machte vor allem den von der Bundesregierung verordneten zehnprozentigen Zuschlag auf die Prämien verantwortlich. Der Aufschlag, mit dem das Alterungsrisiko besser abgedeckt werden soll, wird seit Anfang 2000 im Neugeschäft fällig. „Für viele freiwillig in der gesetzlichen Kasse Versicherte wurde unser Angebot durch den Zuschlag unattraktiv“, sagte er.

Ohnehin zeigte sich Boetius nur mäßig zufrieden mit dem Jahr. Die Beitragseinnahmen stiegen zwar um 3,6 Prozent auf 2,9 Mrd.E, aber das ist im Wesentlichen eine Folge der Preisanhebungen von im Schnitt 3,1 Prozent für Vollversicherte. Die bezahlten Schäden stiegen um nur 3,3Prozent auf 1,79 Mrd.E. Da offenbar mehr Kunden als sonst ihre Rechnungen erst im Januar 2001 vorlegten, könnten die Schäden sich noch um sechs Prozent erhöhen.

Das Kapitalanlageergebnis fiel mit 601Mio.Eauch um 9,2 Prozent schlechter aus. Trotzdem konnte die Gruppe ihren Gewinn bei 72 Mio.Enach 70 Mio.Ehalten. Die Ergo-Gruppe bekommt diesmal den vollen Gewinn als Dividende, für 1999 waren es nur 36Mio.E. Die DKV habe zu viel Eigenkapital, das Geld könne innerhalb des Ergo-Konzerns woanders besser eingesetzt werden, erläuterte Boetius. Als eines der ersten Unternehmen der Branche hat sich die DKV seit Jahren das Gesundheitsmanagement, also die gezielte Steuerung der Gesundheitsversorgung ihrer Versicherten, auf die Fahnen geschrieben. Die Versorgung solle „besser, einfacher und preiswerter“ werden, sagte Boetius.

Jetzt will sich die DKV auch das Internet zunutze machen. Im neuen Portal können Kunden sich rund um Versicherungsaspekte informieren und einige wenige Tarife wie die Auslandsreisekrankenversicherung auch online abschließen. Hauptziel ist der Mehrwert rund ums Thema Gesundheit. Fragen beantwortet die DKV in Zukunft auch online.

Der DKV-versicherte Ingenieur, der in Brasilien im Einsatz ist, kann sich dann online darüber informieren, wo und unter welchem Namen er etwa sein Bluthochdruckmittel beziehen kann. Auf 10 000 Seiten fasst das DKV-Gesundheitslexikon die wichtigsten Informationen zusammen. Sie lassen sich nun am Computer abrufen.

Gleichzeitig kann der Versicherte über das Portal eine persönliche Krankenakte führen und relevante Daten zu Krankheiten, Therapien und Medikamenten speichern.

Das System erinnert ihn an notwendige Impfungen oder Vorsorgeuntersuchungen. „Die Angaben stehen passwortgeschützt nur dem Versicherten selbst zur Verfügung, wir haben keinen Zugriff“, betonte Boetius.

Der Versicherte soll die Möglichkeit erhalten, eine komplette und aktuelle Übersicht über seine Krankengeschichte zu erhalten, die er den behandelnden Ärzten zur Verfügung stellen kann.

„Wir erwarten uns von dem neuen Medium die Erschließung neuer Kundenpotenziale“, sagte Boetius. Im vergangenen Jahr hat die DKVimmerhin 5,6 Mio.Ein den Webauftritt investiert. Das Internetangebot werde langfristig auch zur Verbesserung der Schadensituation bei der DKV beitragen, ist der Vorstandschef überzeugt.

Exportartikel private Krankenversicherung

Europa

Die DKV wächst zur Zeit vor allem im Ausland. Sie ist aktiv in Belgien, den Niederlanden, Luxemburg und Spanien. Das Ausland trägt 13,3 Prozent zu den Prämien bei.Systemfrage

In den meisten Ländern gibt es eine Zwangsmitgliedschaft im staatlichen Gesundheitssystem. Die DKV versucht, über Zusatzdeckungen ins Geschäft zu kommen.

Finanzen – Ergebnis geht zurück

Ergebnis geht zurück

DKV-Kernzahlen für das Jahr 2000.

Quelle: Financial Times Deutschland

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