Aggressiver Vorstoß in den Maklermarkt wird teuer. Von Herbert Fromme, Köln
Die Münchener Rückversicherung hat im wichtigen US-Markt in 2000 erneut einen hohen Verlust eingefahren. Bis vor wenigen Monaten war die Gruppe davon ausgegangen, nach den tiefroten Zahlen der Tochter American Re im Jahr 1999 für 2000 ein ausgeglichenes Ergebnis vorlegen zu können. Stattdessen meldet die American Re einen Verlust nach Steuern von 64 Mio. $. Das ist zwar besser als die 101 Mio. $ Verlust des Vorjahres, aber weit von der schwarzen Null entfernt. Außerdem musste die American Re Aktien verkaufen und dabei Bewertungsreserven in Höhe von 68 Mio. $ realisieren, deutlich mehr als die 54 Mio. $ des Vorjahres, um wenigstens diese Verbesserung zeigen zu können.
Hauptursachen des Verlustes sind unzureichende Preise und der aggressive Ausbau des Geschäfts über Rückversicherungsmakler. Die American Re hatte 2000 das Maklergeschäft forciert und gab entsprechend mehr für Provisionen aus – 751 Mio. $ gleich 23,2 Prozent der Netto-Prämien statt 595 Mio. $ oder 20,3 Prozent im Vorjahr. Außerdem musste der Versicherer die Rückstellungen für spät gemeldete Schäden aus den Vorjahren erneut kräftig erhöhen.
Bei den Brutto-Prämieneinnahmen legte die American Re um 3,8 Prozent auf 3,67 Mrd. $ zu.
Das Jahr 2001 soll tatsächlich deutlich besser werden, versprach American-Re-Chef Edward Noonan. In den Verhandlungen für das laufende Jahr habe das Unternehmen bei 75 Prozent aller Rückversicherungsverträge verbesserte Bedingungen und Preise durchgesetzt.
Auch aus einem anderen Krisengebiet erwartet die Münchener Rück 2001 Entlastung: Die Gesellschaft hat mit Wirkung zum 1. Januar 2001 die Zeichnung von Schutzdeckungen (Stop Loss) für Versicherungssyndikate im defizitären Londoner Lloyd’s-Markt eingestellt. In den vergangenen Jahren hatten diese Deckungen für hohe Schäden gesorgt, die erst jetzt langsam ans Licht kommen. Eine Summe wollte das Unternehmen nicht nennen, das Meiste sei aber durch Rückstellungen bereits 1999 verarbeitet, sagte ein Sprecher.
Quelle: Financial Times Deutschland
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