„Tiefes Tal der Tränen“ verlassen-Industrie muss deutlich mehr für Versicherungsschutz zahlen. Von Herbert Fromme, Köln
Die deutsche Industrie muss künftig deutlich mehr für ihren Versicherungsschutz zahlen. Davon ist Björn Jansli überzeugt, Vorstandschef der Gerling-Konzern Allgemeine Versicherungs-AG (GKA), dem Gerling-Flaggschiff. Der Markt habe sich weltweit verhärtet, vor allem auf Druck der Rückversicherer. Gleichzeitig trenne sich die Spreu vom Weizen. „Die Nichtspezialisten verabschieden sich aus dem industriellen Geschäft“, sagte Jansli. „Wir werden bessere Renditen erwirtschaften, weil der Wettbewerb zurückgeht.“
Jansli gab zu, dass er schon vor einem Jahr ähnlich optimistisch geklungen hat – die durchgreifende Verbesserung im Jahr 2000 blieb aber aus. Jetzt sei aber kein Zweifel mehr möglich, in den vergangenen Monaten habe die GKA „deutliche Preissteigerungen“ durchsetzen können. Trotz der Verhärtung wird der Umsatz 2001 nicht steigen. „Wir geben verlustmachendes Geschäft auf“, begründete Jansli. Dazu gehören Teile des Feuer-Portefeuilles und Spezialdeckungen. „Wir werden keine Schneeausfallversicherung für Skigebiete mehr zeichnen“, sagte Vorstand Frank Grund. Auch aus Teilen der Film-und Veranstaltungsausfall-Versicherung zieht sich Gerling zurück. Zwei hohe Schäden aus nicht fertig gestellten Filmen haben ihn nachdenklich gemacht. Die letzten Jahre seien ein „tiefes Tal der Tränen“ gewesen, sagte Jansli. Vor allem im Ausland erlitt das Unternehmen hohe Verluste und zog sich mittlerweile aus einigen Märkten zurück. In den USA wird nur noch Geschäft mit europäischen Firmen gezeichnet, den einheimischen US-Markt hat die GKA aufgegeben.
In den beiden gut durchgearbeiteten Bilanzen – einmal nach deutschem Handelsgesetzbuch (HGB), einmal nach International Accounting Standard (IAS) – ist die Entwicklung der Gruppe nur schwer nachzuvollziehen. Die Prämieneinnahmen stiegen um 10,7 Prozent auf 4,81 Mrd.DM. Im Jahr 1999 erzielte die GKA einen Vorsteuergewinn von 153 Mio.DM, 2000 nur 1 Mio.DM. Trotzdem war das Jahr 2000 besser, sagt Jansli. Denn das Ergebnis 1999 sei nur deshalb so hoch ausgefallen, weil die GKA wie alle Versicherer einen Teil der Schadenrückstellungen auflösen und versteuern musste. Deshalb floss der Gewinn 1999 bis auf 1Mio.DM an das Finanzamt. Für 2000 dagegen gab es Geld zurück, außerdem konnten so genannte latente Steuern aktiviert werden. Das reichte, um allen Aktionären 16 Prozent Dividende zu zahlen. Für das Jahr 1999 hatten nur die Minderheitsaktionäre (zehn Prozent) die Ausschüttung erhalten, der Mehrheitseigner Gerling-Konzern musste verzichten.
Quelle: Financial Times Deutschland
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