Vorstandschef Schmidt betont Unabhängigkeit der Gruppe – Starkes Wachstum vergangenes und dieses Jahr. Von Herbert Fromme, Nürnberg
Frühestens im Jahr 2002 wird sich die Aktionärsstruktur der Nürnberger Versicherungsgruppe ändern und die Deutsche Bank ihren Anteil von 27,5 Prozent verkaufen. Vorstandschef Hans-Peter Schmidt wollte gestern zwar immer noch keine Einzelheiten des von ihm im Dezember 2000 eingefädelten Pakets zur Sicherung der Unabhängigkeit der Gruppe nennen. Doch er bestritt Marktgerüchte, nach denen das Paket wieder aufgeschnürt werde.
An dem vertriebsstarken Versicherer war lange die Deutsche Bank interessiert. Sie scheiterte aber bei dem Versuch, eine Mehrheitsbeteiligung zu erwerben. „Alles oder nichts“ war die Reaktion von Bankchef Rolf Breuer, er will verkaufen. Der Versicherungskammer Bayern, die gerne ihre 12,5 Prozent an der Nürnberger ausgebaut hätte, wären die 27,5 Prozent gerade Recht gekommen.
Schmidt gelang es, einen solchen Deal zu verhindern. Stattdessen präsentierte er der Bank andere potenzielle Käufer. Vollzogen werden soll das Geschäft, bei dem wohl vor allem Rückversicherer die Anteile übernehmen, aus steuerlichen Gründen ohnehin erst im nächsten Jahr.
Zu den Käufern gehört auch die Münchener Rück, die schon 7,5 Prozent an der Nürnberger hält. Hartnäckige Marktgerüchte, dass die Münchener bei der Neuverteilung doch einen größeren Anteil als ursprünglich geplant übernehmen, wurden von Schmidt gestern heftig dementiert. Offenbar denken Anleger anders: Der Höhenflug der Nürnberger-Aktie im Vergleich zum Dax hat viel mit Übernahmephantasien zu tun. Denn auch die Versicherungskammer ist weiter interessiert.
Die Nürnberger legte in 2000 um 5,5 Prozent auf 4,96 Mrd. DM Beitragseinnahmen zu, deutlich über dem Marktschnitt von 3,0 Prozent. Für 2001 erwartet Schmidt 4,8 Prozent für seinen Konzern, 1,3 Punkte über der Branche. Die Gruppe vertreibt vor allem über Makler, Strukturvertriebe (AWD und Tecis) und Autohäuser, die eigenen Vertreter bringen nur 23 Prozent des Neugeschäfts. Billig ist diese Vertriebsstruktur. Außerdem muss die Nürnberger gut verkaufbare Produkte aufweisen, dazu gehört eine hohe Überschussbeteiligung für die Lebensversicherungskunden. Um die trotz des schlechten Zins-und Börsenumfelds zu erzielen, griff das Management erneut tief in die stillen Reserven und verkaufte Aktien. Die stillen Reserven betrugen Ende Juni nur noch vier Prozent aller Kapitalanlagen, nach 8,3 Prozent Ende 1999.
Quelle: Financial Times Deutschland
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