Die gleichzeitige Kündigung der Luftfahrtdeckungen durch die Versicherer hat die Neugier von EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti geweckt. Monti will offensichtlich prüfen, ob die Versicherungen nach den Attacken von Washington und New York ihr Verhalten unrechtmäßig abgestimmt haben. Anfang dieser Woche hatte er die Fluggesellschaften aufgefordert, ihm Konditionen und Preise zu nennen. Branchenkenner geben Montis Vorstoß aber wenig Chancen. Der Luftfahrtmarkt sei so eng und durch Mit-und Rückversicherungsverträge verbunden, dass einheitliches Handeln in solchen Situationen normal sei.
Die Bundesregierung hat gestern ihre Haftungsgarantien ausgeweitet und neben Fluggesellschaften auch Flughäfen und Dienstleistungsunternehmen eingeschlossen. Ihnen hatten die Versicherer ebenfalls die Verträge gekündigt.
Verkehrsminister Kurt Bodewig (SPD) sagte auf dem Frankfurter Flughafen, die Garantie sei auf vier Wochen begrenzt. Danach soll es wieder eine private Lösung geben.
Es ist jedoch zweifelhaft, ob die Versicherer dann die bisher gewohnten Deckungen von 1 Mrd. $ und mehr für Schäden an Dritten aus Krieg und Terrorismus zur Verfügung stellen. Gestern hatten die Versicherer den Airlines eine Deckung von 150 Mio. $ zugesagt, ursprünglich wollten sie sich auf 50 Mio. $ beschränken. Für darüber hinaus gehende Deckungszusagen fehlt bisher weltweit die Versicherungskapazität.
Lloyd’s, der führende Markt für Luftfahrtdeckungen, ist durch die Großschäden aus den USA schwer getroffen. Ob es ab Ende Oktober vollen Schutz für die Airlines durch Versicherer geben wird, hängt wesentlich von Münchener Rück, Allianz und anderen großen Versicherern ab. Sie zeichnen bisher nur sehr zögernd Kriegsrisikodeckungen. Die jetzige Krise könnte das grundlegend ändern: Möglicherweise verlagert sich der Schwerpunkt des Luftfahrmarktes weg aus London hin nach München. Auch in den USA suchen Versicherer nach eigenen Lösungen.
Bodewig kündigte einen umfassenden Maßnahmenkatalog an. Künftig werden bewaffnete Sicherheitsleute auf Flügen nach Nordamerika, aber auch nach anderen Zielen mit an Bord sein. Zudem sollen die Kontrollen des Reisegepäcks, der Flugzeugcrews und der Flughafenangestellten verschärft werden. Der Verkauf gefährlicher Gegenstände im Sicherheitsbereich wird ab sofort verboten. Die Kosten für die schärferen Sicherheitsmaßnahmen müssen dem Minister zufolge vor allem die Fluggesellschaften und Flughäfen tragen. Der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Flughafen-Betreibergesellschaft Fraport, Wilhelm Bender, sagte: „Die Kosten wird am Ende der Passagier zahlen müssen.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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