Harte Verhandlungen der Versicherer in Baden-Baden

Von Herbert Fromme, Baden-Baden Unter gänzlich anderen Vorzeichen als in früheren Jahren begann gestern das Rückversicherungstreffen in Baden-Baden. „Die Rückversicherer verhandeln nicht, sie nennen uns eine Liste von Bedingungen“, sagte ein frustrierter Versicherer nach zehn Einzelgesprächen mit Rückversicherern und Maklern.

Diese Bedingungen sind eindeutig. „Die Preise steigen drastisch an. Nach New York werden Terrorismus-deckungen grundsätzlich ausgeschlossen“, sagte Jerome Coggia, Chef der französischen Rückversicherung Le Mans Re.

In den Baden-Badener Luxushotels verhandelt die Branche in dieser Woche in zahllosen Einzelgesprächen die Rückdeckungen für das Jahr 2002. Erstversicherer, die zum Beispiel Autoversicherungen, Gebäude-oder Industriedeckungen direkt mit dem Kunden abschließen, brauchen vor allem für die größeren und teureren Risiken Schutzdeckungen. Sonst könnten ein schwerer Hagelsturm mit vielen zerstörten Häusern und Autos oder ein großer Haftpflichtschaden wegen eines verseuchten Produkts leicht den Konkurs eines einzelnen Versicherers bedeuten. Um Preise und Bedingungen für diese Rückdeckungen ringen die beiden Seiten in Baden-Baden – und in diesem Jahr haben nach den Schäden von New York (aber nicht nur deswegen) die Rückversicherer klar die Oberhand. Preiserhöhungen von 50 Prozent und mehr sind möglich.

Anders als in den Vorjahren werden in Baden-Baden in diesem Jahr kaum Verträge unterschrieben. Fast alle großen Rückversicherer erklärten gestern, sie könnten noch nicht abschließen, müssten ihre Bedingungen noch überarbeiten oder den Schadenverlauf der nächsten Wochen abwarten. „Das meiste Geschäft wird diesmal erst Ende Dezember geschrieben“, glaubt Werner Fuchs von Converium, der früheren Zurich Re.

„Hier geht es diesmal darum, dass der Markt sich eine Meinung bildet“, sagt Gerhard Niebuhr, Vorstandsmitglied der Gerling Globale Rück. Einhellige Überzeugung sei, dass Terrorismusschäden aus Rückversicherungsverträgen ausgeschlossen werden müssten und höchstens eindeutig begrenzt gegen eine besondere Prämie versichert werden. Das heißt aber auch, dass Industrie und Gewerbe ihrerseits von den Erstversicherern kaum Versicherungsschutz für Terrorismusschäden an Fabriken oder Hochhäusern bekommen. „Die Idee eines Versicherungspools für Terrorismusrisiken mit staatlicher Deckung höherer Schäden findet Unterstützung“, sagt Niebuhr.

Quelle: Financial Times Deutschland

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