Der Vorstand der britischen Kreuzfahrt-Reederei P&O Princess gibt wahrscheinlich heute bekannt, ob das Unternehmen Verhandlungen mit dem Weltmarktführer Carnival Cruises in Miami aufnehmen wird. Carnival hatte am Donnerstag ein erhöhtes Übernahmeangebot von 3,5 Mrd. # (5,7 Mrd.Euro) vorgelegt.
Nach Angaben aus Firmenkreisen befürchtet P&O Princess bei einem möglichen Zusammenschluss mit Carnival massive Probleme mit den Kartellbehörden, vor allem auf EU-Ebene. Entscheidend für die Beurteilung durch die Fusionswächter sei nicht der Anteil des neuen Unternehmens am gesamten Reisemarkt, wie von Carnival behauptet, sondern nur am Segment Kreuzfahrten, argumentieren sie.
P&O Princess ist die Nummer zwei auf dem Weltmarkt für Kreuzfahrten. Das Unternehmen hat im November einen Zusammenschluss mit der Nummer drei, Royal Caribbean Cruises aus den USA, vereinbart. Danach sollte P&O 50,7 Prozent und Royal Caribbean 49,3 Prozent an dem gemeinsamen Unternehmen halten. Die EU-Kartellbehörde hat für diesen Zusammenschluss bereits teilweise grünes Licht signalisiert, aber in den USA könnte es noch Probleme mit der Genehmigung geben.
Als Reaktion auf den Fusionsplan hatte Marktführer Carnival seinerseits eine Übernahmeofferte für P&O Princess von zunächst 3 Mrd. # vorgelegt, die jetzt erhöht wurde.
Bei einem Besuch der deutschen Tochter Seetours wollte sich P&O-Chef Lord Sterling nicht weiter zu dem neuen Angebot äußern. „Wir werden es prüfen.“ Es bleibe beim 14. Februar als Termin für eine außerordentliche Hauptversammlung, sagte er. Sie ist einberufen worden, um über den 7 Mrd. $ schweren Vertrag mit Royal Caribbean abzustimmen.
Nach den mit Royal Caribbean geschlossenen Vereinbarungen darf P&O Cruises grundsätzlich keine Gespräche mit anderen Unternehmen führen, es sei denn, deren Angebot ist deutlich besser. Die zentrale Frage für Lord Sterling und seine Vorstandskollegen ist jetzt, ob die Höhe des neuen Angebots diese Kriterien erfüllt und Verhandlungen mit Carnival rechtfertigen.
Royal-Caribbean-Chef Richard Fain warnte am Freitag die P&O-Aktionäre vor zu hohen Erwartungen. Sein Unternehmen werde nicht nachverhandeln. Er warf Carnival erneut vor, nur deshalb ein Angebot gemacht zu haben, um den Zusammenschluss der Nummern zwei und drei im Markt zu verhindern.
Die Investoren scheinen gespalten zu sein. Peter Clark, Fondsmanager bei der Versicherungsgruppe Legal & General, sagte: „Nach dem neuen Angebot muss der P&O-Vorstand mit Carnival darüber sprechen, ob es zu einem Deal kommen kann, möglicherweise zu besseren Bedingungen.“ Legal & General besitzt drei Prozent. Jupiter Asset Management dagegen hält auch das neue Angebot von Carnival für zu niedrig. Der Angreifer aus den USA müsse mindestens 600 Pence pro Aktie bieten, sagte Jupiter-Chef Tony Nutt – das neue Angebot entspricht 500 Pence. Jupiter hält 3,5 Prozent an P&O Princess.
1,7 Prozent an der Reederei gehören dem Kaufmann und Seetours-Aufseher Horst Rahe. Dafür brachte er 1999 Seetours – damals noch Arkona Touristik – in die P&O-Gruppe ein. Rahe bestätigte, dass er eine lukrative Ausstiegsoption hält. Im Falle eines Eigentümerwechsels bei P&O Princess kann er seinen Anteil zu einem festgesetzten Preis verkaufen.
Seetours will noch in diesem Jahr den Konkurrenten Hapag-Lloyd als umsatzstärkstes deutsches Kreuzfahrtunternehmen ablösen. Im Mai kommt das zweite Schiff der Aida-Linie in Fahrt, im Sommer außerdem drei Schiffe der Arosa-Linie. Im nächsten Jahr wird die Aida-Riege mit einem dritten Schiff komplettiert. Im vergangenen Jahr machte Seetours mehr als 140 Mio. Euro Umsatz. Die Kapitalrendite von derzeit acht Prozent vor Zinsen und Steuern wolle man in Zukunft deutlich steigern, so Geschäftsführer Lars Clasen.
Sheherazade Daneshku, London, Katrin Berkenkopf und Herbert Fromme, Neu-Isenburg
Quelle: Financial Times Deutschland
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