Die deutschen Reeder haben vom Bundeskartellamt grünes Licht für den Plan bekommen, einen Pool für Containerschiffe zu bilden. Der an dem Vorhaben beteiligte Reeder Hermann Ebel sagte gestern, man habe eine entsprechende Nachricht vom Kartellamt bekommen. Mit dem Plan wollen die Reeder gezielt Schiffe aus dem überfüllten Markt nehmen und sich gegenseitig für die Einnahmeausfälle entschädigen.
Die meisten deutschen Schiffseigner vermieten ihre Containerschiffe an andere Reeder, die dann die eigentlichen Transporte organisieren. Die dafür gezahlten Mieten oder Charterraten sind seit Anfang 2001 wegen der Abschwächung der Konjunktur und der Auswirkungen des 11. September massiv eingebrochen: Ein Schiff mit Platz für 3000 Standardcontainer, für das Anfang 2001 noch 25 000 $ am Tag gezahlt wurden, erlöste Anfang diesen Jahres nur noch 7000 $. Gleichzeitig kommen immer mehr neue Schiffe auf den Markt. Viele konnten kaum mehr ihre Kosten einfahren.
Deshalb wollen die deutschen Containerschiffseigner, die den Großteil der Weltflotte stellen, einen so genannten Auflege-Pool bilden, um mittelgroße Schiffe mit einer Kapazität von 1000 bis 2000 Standardcontainern zeitweise stillzulegen. Jeder Reeder zahlt dabei einen Teil seiner Einnahmen ein, um damit die freiwillige oder erzwungene Stilllegung einiger Schiffe zu bezahlen. Am 10. April wollten sich die Reeder treffen, um den Pool aus der Taufe zu heben, sagte Hermann Ebel, Inhaber der Reederei und Schiffsfinanzierungsgesellschaft Hansa Treuhand.
Vor der Vertragsunterzeichnung stehen aber noch einige Hürden. In der Vergangenheit waren die Versuche, Auflege-Pools zu bilden, stets an den unterschiedlichen Interessen einzelner Eigner gescheitert.
Besonders, wenn die Preise wieder anzogen, wollten sie nicht mehr in den Solidaritätstopf zahlen. Und mit den Charterraten für die betroffene Größenklasse geht es mittlerweile wieder leicht bergauf. Derzeit gebe es keine Schiffe diese Klasse, die keine Beschäftigung haben, sagte Ebel.
Die ursprünglich geplante Umlagen-Höhe von fünf Prozent der Einnahmen sei nicht mehr erforderlich, so Ebel. „Aber der Pool wird kommen. Er ist ein gutes Instrument für die Zukunft, für die nächste Krise.“ Bereits jetzt habe er den Zweck erfüllt, meint Ebel: Allein die Ankündigung habe geholfen, die Preise zu stabilisieren.
Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
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