Allianz fordert Reform für Riester

Von Herbert Fromme, Tony Major und Simon Targett, München Die Allianz-Gruppe bereitet eine politische Initiative zur Änderung der Riester-Rente vor. Die Allianz-Spitze fürchtet, dass die am 1. Januar 2002 eingeführte private Zusatzvorsorge in der gegenwärtigen Form an zu geringer Nachfrage scheitern könnte. Detaillierte Vorschläge will der Finanzkonzern in den nächsten Wochen vorlegen. Er prüft dabei auch, ob er für eine verpflichtende zusätzliche Altersvorsorge statt des gegenwärtigen freiwilligen Systems eintreten soll.

„Die Riester-Rente ist ein wichtiger Schritt nach vorne. Keine andere Bundesregierung vor dieser hatte so etwas Weitreichendes unternommen“, sagte Allianz-Vorstand Joachim Faber in einem Interview mit Financial Times und Financial Times Deutschland. „Aber Riester hat viele Fehler.“ Das System sei einfach zu unübersichtlich und bürokratisch. Zwar mache es Sinn, die Zulagen zu Riester nicht einfach per Steuererleichterung zu gewähren, weil dann das Steuersystem noch komplizierter würde. „Die Zahlung durch einen Zuschuss führt jedoch zu einem gigantischen Aufwand, um Zulagen von 4 oder 5 Euro Euroim Monat zu verwalten.“

Ein Scheitern der Riester-Rente hätte weitreichende Auswirkungen auf die Allianz. Vorstandschef Henning Schulte-Noelle hatte 2001 die milliardenschwere Übernahme der Dresdner Bank mit den Änderungen im Rentensystem hin zur privaten Vorsorge begründet. Wird Riester ein Flop, sieht es düster aus für die Ertragserwartungen aus der Übernahme.

Etwa 31 Millionen Arbeitnehmer und ihre Ehepartner haben Anspruch auf staatliche Zulagen zu ihrer privaten Altersvorsorge per Individualvertrag oder betrieblicher Altersversorgung. Die Riester-Rente soll die Kürzung der gesetzlichen Rente ausgleichen. Nach Angaben des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft wurden bisher nur rund zwei Millionen Verträge abgeschlossen. Ein Grund für das Zögern: Viele Beschäftigte warten ab, weil die betrieblichen Systeme noch in der Anlaufphase sind.

Der Marktführer hat bisher 450 000 Riester-Verträge verkauft. Verglichen mit der Konkurrenz ist das viel, mit dem Gesamtvolumen ist die Allianz aber nicht zufrieden. „Der gesamte Markt ist enttäuscht vom Absatz der individuellen Riester-Produkte“, sagte Faber. Er bezweifelt, dass die Betriebsrenten allein die Reform zum Erfolg führen. „Wir spüren großes Interesse bei den Unternehmen, die sich der Metallrente anschließen.“ Aber auch hier muss jeder Kunde seinen Vertrag individuell unterschreiben. „Wir hoffen, dass diese Chance im gleichen Maße von den einzelnen Mitarbeitern wahrgenommen wird.“

Die Reformvorschläge der Allianz werden zurzeit von Managern des Lebensversicherers, der konzerneigenen Dresdner Bank und des Asset Managements ausgearbeitet. Faber wollte sich nicht festlegen, ob die Allianz für eine private Zwangsrente eintreten wird. „Wir sind nicht sicher, ob das System in seiner gegenwärtigen Form überhaupt funktionieren kann. Jetzt denken wir darüber nach, ob es so verbessert werden kann, dass eine verpflichtende Lösung nicht nötig ist.“

Faber will die Allianz-Initiative nicht auf Deutschland beschränkt sehen. Eine Überarbeitung der Riester-Rente könne positive Auswirkungen auf die EU haben. „Wenn die Erfahrung aus dem deutschen Markt in die Pensionsrichtlinie der EU einfließt, kann das nur gut sein.“

Zitat:

„Wir sind nicht sicher, ob das System in dieser Form überhaupt funktionieren kann“ – Allianz-Vorstand Faber

Leitartikel Seite 27.

Quelle: Financial Times Deutschland

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