Von Herbert Fromme und Anja Krüger, Düsseldorf Die Ergo, Deutschlands zweitgrößte Versicherungsgruppe, kommt heute mit einem eigenen Internetversicherer auf den Markt. Die neue Intodo ist eine 100-prozentige Tochter der Ergo, die wiederum zur Münchener Rück gehört. Risikoträger für das Internetangebot ist die im März durch die Ergo übernommene Quelle-Versicherung.
Die Ergo-Entscheidung ist ein Beleg dafür, dass sich die Stimmung in der Branche zum Internet wieder dreht. Nach der Anfangseuphorie, in der vor allem elektronisch arbeitende Makler an das schnelle Geld glaubten, herrschte bei ihnen und bei vielen Versicherern tiefe Enttäuschung über das Medium. Seit einigen Monaten gibt es aber Anzeichen für erste Erfolge im Internetverkauf, zum Beispiel bei dem Autoversicherer HUK-24.
Intodo beginnt mit der Versicherung von Hausrat. Im Oktober soll die Unfallversicherung folgen, ebenfalls noch in diesem Jahr die Privathaftpflicht. „Im ersten Quartal 2003 wollen wir auch in den Lebensversicherungsmarkt einsteigen“, sagt Olaf Riemer, der zusammen mit Joachim Fensch die Geschäftsführung der neuen Gesellschaft bildet. Der Schwerpunkt liegt auf fondsgebundenen Produkten und Renten. Ebenfalls 2003 führt Intodo die Gebäudeversicherung ein. Autos will das Unternehmen zunächst nicht versichern. Für 2002 erwarten Fensch und Riemer rund 1000 verkaufte Policen.
Gezielte Ansprache
Der neue Versicherer wirbt über Internetportale mit hohen Besucherzahlen, sagte Ergo-Vorstand Michael Rosenberg. „Wir können nicht erwarten, dass die Kunden auf eine Versicherer-Website kommen und sich da versichern.“ Versicherungen müssten zu den Kunden gebracht werden.
Im Internet versucht die Ergo das mit einem neuen System, das zunächst auf ausgewählten Immobilienportalen wie Immobilienscout 24, Planet Home und Immowelt installiert wird. „Wenn jemand sich da ein Haus oder eine Wohnung anschaut, sieht er im Angebot den Hinweis, dass die Hausratversicherung dafür so und so viel Euro kostet“, sagt Fensch. Diese Angebote werden automatisch erstellt. Unter dem Hinweis findet sich ein Link zur Intodo-Homepage. Ein Kunde kann sich zunächst auch nur registrieren lassen.
Bei der Unfallversicherung mit Spezialangeboten für Kinder-Unfall will Intodo mit Anbietern von Spielzeug und verwandten Portalen zusammenarbeiten. „Neben dem Bild vom Kinderroller steht dann das Kinder-Unfallversicherungsangebot“, sagt Rosenberg. Beim Verkauf der Haftpflichtpolicen setzt Intodo auf Internetangebote, die vor allem von Berufsanfängern genutzt werden. Die Portalbetreiber erhalten Provisionen oder feste Vergütungen.
Vollelektronische Verwaltung
Intodo will das Geschäft vollständig per Internet verwalten. Die Kunden sollen alle Vertragsänderungen und Schadenmeldungen elektronisch erledigen. „Unsere Kosten liegen 10 bis 15 Prozentpunkte unter denen einer normalen Police“, sagt Rosenberg. Entsprechend sei Intodo 10 bis 15 Prozent günstiger als ein per Vertreter verkauftes Standardprodukt. Bisher hat die Ergo 17 Mio. Euro investiert. Intodo hat zwölf Mitarbeiter.
Rosenberg erwartet, dass der Internetmarkt für Schaden-und Unfallversicherungen 2010 rund drei Prozent des Gesamtmarktes ausmachen wird. „Davon wollen wir fünf Prozent für Intodo, das entspricht unserem übrigen Marktanteil“, sagt er. In der Lebensversicherung erwartet er 2010 nur 0,8 Prozent Anteil der Internetverkäufe am Gesamtmarkt.
Mit dem Außendienst der Ergo-Gesellschaften gebe es wegen der Internetkonkurrenz im eigenen Konzern keine Probleme, behauptet Rosenberg. „Wir wussten von vornherein, dass wir nicht unsere Gesellschaften Victoria, Hamburg-Mannheimer, DAS oder DKV als Risikoträger für Intodo einsetzen konnten“, sagt er. Deshalb sei die Quelle-Versicherung ausgewählt worden.
Quelle: Financial Times Deutschland
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