Von Herbert Fromme, München, und Anja Krüger, Köln Die Flut der letzten vier Wochen hat in Europa volkswirtschaftliche Schäden von mehr als 15 Mrd. Euro angerichtet. Das schätzt der Rückversicherer Swiss Re. Allerdings sei nur ein Bruchteil davon versichert. Die Swiss Re selbst schätzt den eigenen Schaden auf rund 250 Mio. Schweizer Franken, Konkurrent Münchener Rück seine Belastung auf unter 500 Mio. Euro.
Der größte europäische Versicherer Allianz ist zwar am härtesten betroffen, aber selbst für ihn machen die Flutschäden weniger als zwei Prozent der erwarteten Gesamtschäden für 2002 aus. Die Allianz wird ihren Kunden in Deutschland nach ersten Schätzungen rund 580 Mio. Euro auszahlen müssen, in Österreich 120 Mio. Euro und in der Tschechischen Republik 115 Mio. Euro. Davon erstatten die Rückversicherer einen Teil. Netto, also auf eigene Rechnung der Allianz, verbleibt ein Schaden von 550 Mio. Euro. Die Allianz ist besonders betroffen, weil sie 1990 die Staatliche Versicherung der DDR übernommen hat. Immer noch haben rund drei Millionen Kunden in den neuen Ländern die alten Policen. Sie enthalten als Standard eine Flutdeckung, allerdings wird nur der Zeitwert der zerstörten Gegenstände ersetzt.
Im Übrigen haben nur Versicherungskunden mit besonderen Elementarschadenpolicen Anspruch auf Ersatz. Nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) besitzen rund zehn Prozent aller Hausratversicherten eine solche Deckung, bei den Kunden mit Gebäudeversicherung nur drei Prozent. Auch Pkw, die Teil-oder Vollkaskodeckungen haben, sind versichert, Industrie und Gewerbeunternehmen nur dann, wenn sie Maschinendeckungen oder EC-Policen (Extended Coverage) abgeschlossen haben.
Der GDV wehrt sich gegen Vermutungen, die Flut werde zu massiven Preiserhöhungen führen. Der Schaden sei nicht so hoch, dass er zur Begründung allgemeiner Preiserhöhungen geeignet sei, sagte eine Sprecherin. Auch der zurzeit herrschende heftige Konkurrenzkampf um das lukrative Gebäude-und Hausratgeschäft spricht gegen eine solche Erhöhungswelle für Privatleute. Das könnte bei Industrie und Gewerbe anders sein: Dort erhöht die Branche ohnehin gerade massiv die Preise und könnte die Flut als weiteren Anlass nutzen.
Zur Diskussion stehen auch verschiedene Vorschläge für eine Pflichtversicherung. Denn Kunden, die in den gefährdetsten Zonen wohnen, erhalten ohnehin keine Elementarschadendeckung von Versicherern. Die Branche hat dazu die Bundesrepublik in drei Risikoklassen eingeteilt.
Während sich der Branchenverband GDV gegen eine Flut-Pflichtversicherung ausspricht, kann sich die Münchener Rück eine solche Deckung vorstellen. „Es ist durchaus ein sinnvoller Ansatz, in dieser Lage über eine Pflichtversicherung nachzudenken“, sagte Vorstand Stefan Heyd.
Quelle: Financial Times Deutschland
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