Reeder Erck Rickmers will Institutionelle für Schiffe begeistern “ Bisheriges KG-Modell in der Krise
Schiffe werden für institutionelle Investoren immer interessanter“, sagt Erck Rickmers, Chef der Hamburger Nordcapital, einer der größten Schiffsfinanzierungs-und Reederei-Gruppen in Deutschland. Zu Nordcapital gehört die börsennotierte Oceanica, einst Patrizier Bräu und als Firmenmantel von Rickmers gekauft. Über die Oceanica sollen sich künftig Pensionsfonds oder Versicherungen an Schiffen beteiligen können.
Deutschland ist seit Jahrzehnten weltweit führend in Schiffsfinanzierungen. Bislang dominieren aber wohlhabende Privatanleger die Szene: Von ihnen sammeln Emissionshäuser das Eigenkapital für neue Containerschiffe oder Tanker ein, in der Regel ein Drittel bis die Hälfte des Kaufpreises. Schiffsbanken wie die Hamburgische Landesbank, die Kreditanstalt für Wiederaufbau oder Deutsche Bank/SHL übernehmen den Rest der Finanzierung. Die Schiffe werden dann an internationale Linien-Reedereien verchartert, also auf Zeit vermietet.
Davon lebt auch Rickmers, dem 85 Prozent der Nordcapital Holding gehören. Im neuen Unternehmenssitz aus Glas und mit Blick auf die Hamburger Speicherstadt lenkt der Spross einer norddeutschen Reederdynastie die Geschicke der Gruppe.
Für Anleger war traditionell vor allem die Möglichkeit interessant, die zwangsläufig anfallenden Verluste aus den ersten Jahren des Schiffsbetriebs, in denen es Sonderabschreibungen gab, mit anderen Gewinnen zu verrechnen. Das geht allerdings seit 1999 nur noch sehr eingeschränkt. Stattdessen soll jetzt eine extrem niedrige Pauschalbesteuerung der Schifffahrt, die so genannte Tonnage-Steuer, Investoren locken, weil die Schifffahrt langfristig ordentliche Renditen einfährt.
Denn bei Unternehmensberatern oder Anwälten funktioniert das alte System immer weniger, beobachtet Rickmers. Vielen fehlt nach dem Börsencrash das Geld für die Schiffsbeteiligungen. Auch auf den Schifffahrtsmärkten sieht es nicht rosig aus, Berichte über fallende Transportpreise schrecken Investoren ab. Einige Anleger werden für dieses Jahr keine Ausschüttungen sehen und so kaum weiteres Geld in die Schifffahrt fließen lassen. Bei Nordcapital führt dies zu einem drastischen Einbruch beim eingeworbenen Kapital: Rickmers erwartet 2002 rund 50 Mio. Euro Investorengelder für Schiffsfonds, statt der prognostizierten 90 Mio. Euro. Dazu kommen 20 Mio. Euro aus dem Immobiliengeschäft, mit dem er Anfang 2002 startete. Im vergangenen Jahr sammelte Nordcapital noch die Rekordsumme von 200 Mio. Euro ein.
Jetzt sucht Rickmers neue Zielgruppen. „Natürlich sind die Margen bei den Institutionellen geringer, dafür ist das Volumen höher.“ Auf den Gedanken sind auch andere Schiffsfinanzierer gekommen. Die Hamburger Warburg Bank legte gemeinsam mit dem Emissionshaus Hansa Hamburg im Frühjahr die erste Aktiengesellschaft für Schiffsbeteiligungen auf. Obwohl die neue Atalanta AG nach Angaben der Initiatoren bei Versicherungen oder Fondsmanagern auf großes Interesse stößt, sind sie noch zurückhaltend, wenn es um die Zeichnung von Anteilen geht.
Deshalb hat es Rickmers mit dem Projekt Oceanica auch nicht eilig. „Wenn der Kapitalmarkt sich erholt, kommen die Institutionellen wieder.“ Bis dahin wird die Oceanica fit gemacht. 1999 erwarb Nordcapital 98 Prozent an der Patrizier Bräu, die später umgetauft wurde. Das Unternehmen hat ein Eigenkapital von 25 Mio. Euro, das Rickmers für stille Beteiligungen an Schiffsfonds nutzt.
Auch künftig will er ausschließlich in Containerschiffe investieren und nicht in Tanker oder Massengutfrachter diversifizieren. „Das ist ein gutmütiges Geschäft, man darf sich nur nicht von der Zyklizität abschrecken lassen.“ Der Reederei-Arm der Nordcapital, E.R. Schiffahrt, managt derzeit rund 40 Schiffe mit Platz für insgesamt 160 000 Standardcontainer. Das macht Rickmers nach eigenen Angaben zum weltweit zweitgrößten Eigner von Charterschiffen.
Zitat:
„Schiffe werden für institutionelle Investoren interessanter“ – Erck Rickmers
Bild(er):
Der Hamburger Reeder Erck Rickmers – Christian Charisius.
Katrin Berkenkopf und Herbert Fromme
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo