HDI baut Konzern für den Börsengang um

Alle Gesellschaften kommen in die Zwischenholding Talanx

Von Herbert Fromme, Hannover Der Haftpflichtverband der Deutschen Industrie (HDI) baut seine Konzernstruktur um mit dem Ziel, bis zu 49,9 Prozent der Zwischenholding Talanx in drei Jahren an die Börse zu bringen. Nur so kann der von der deutschen Industrie kontrollierte Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit seine chronische Eigenkapitalschwäche überwinden. Gleichzeitig präsentierte der HDI gestern im Marktvergleich hervorragende Zahlen für 2002.

Um fit für die Börse zu werden, muss der HDI seine alte Konzernstruktur aufgeben. Das Industrieversicherungsgeschäft soll an eine neue AG übertragen werden, die unter der Talanx aufgehängt ist. Der Verein HDI bleibt Mehrheitsgesellschafter der Talanx und des Konzerns, macht aber kaum noch Geschäft. Um Bedenken der Finanzaufsicht zu genügen, wird ein Anteil des Industriegeschäfts von der neuen HDI Industrie AG an die Konzernobergesellschaft abgegeben, die dann als Mitversicherer auftritt. Nebeneffekt: Die Industriekunden kontrollieren auch weiterhin die Gesellschaft.

Ausbau der Erstversicherung

„Der HDI-Konzern wird die Bühne verlassen, der Talanx-Konzern betritt sie“, sagte HDI-Chef Wolf Dieter Baumgartl. Unter Talanx arbeiten dann die Marken HDI, Hannover Rück, der Lebensversicherer Aspecta, die PB Versicherung, die CiV und der Vermögensverwalter Ampega. An die Börse sollen im ersten Schritt zwischen 25 und 49,9 Prozent der Talanx gebracht werden. „Bei 49,9 Prozent wären wir nach heutigen Kriterien ein Dax-Wert“, sagte Baumgartl. Im Zuge der Gespräche mit der Gerling-Gruppe über eine Kooperation sei die Talanx mit 5,7 Mrd. bis 6,2 Mrd. Euro bewertet worden, einschließlich der Hannover Rück.

Hier liegt ein Problem für Baumgartls kühne Börsenpläne. Die Hannover Rück ist für mehr als zwei Drittel des Talanx-Umsatzes verantwortlich – und schon börsennotiert. „Ein Talanx-Börsengang geht nur dann, wenn die Talanx keine Dublette der Hannover Rück ist“, sagte Baumgartl. Deshalb will der Konzern seinen Anteil an der Rück weiter verringern und den Erstversicherungsbereich wachsen lassen. „Wenn es eine Möglichkeit gibt, durch Kooperationen, Fusionen oder Zukauf diese Seite zu stärken, sehen wir uns das an.“

In diesem Zusammenhang müssen wohl auch die Gespräche mit der Gerling-Gruppe über eine mögliche Fusion der Talanx und der Gerling-Konzern Beteiligungs-AG gesehen werden. Baumgartl wollte zu den laufenden Verhandlungen nichts sagen, sein Enthusiasmus schien aber nicht mehr sehr groß zu sein.

HDI noch ohne Fusionsglück

Bisher ist Baumgartls Erfolgsbilanz bei Fusionen eher gering. Der lautstark verkündete Zusammenschluss mit der HUK-Coburg platzte 1999. Auch ein fast fertig ausgehandelter Deal mit der Alten Leipziger kam nicht zustande. Scheitern auch die Gerling-Verhandlungen, wäre das ein ernsthafter Rückschlag beim Bemühen, die Erstversicherungsseite auszubauen.

Trösten kann sich das HDI-Management mit den guten Aussichten für 2002 und 2003. Nach den Bilanzierungsregeln des US-GAAP, die der ganze Konzern ab 2003 anwendet, erzielte er 2002 Beitragseinnahmen von 15,2 Mrd. Euro, ein Plus von 7,4 Prozent. Der Gewinn vor Steuern betrug 524 Mio. Euro, verglichen mit 219 Mio. Euro im Vorjahr. Für 2003 sagte Finanzvorstand Herbert Haas ein Prämienvolumen von 16,2 Mrd. Euro und einen Gewinn von 833 Mio. Euro voraus, 2005 sollen es über 1 Mrd. Euro sein.

Das Kerngeschäft Versicherung verbessere sich sehr stark, deshalb habe der HDI die Verschlechterungen an den Kapitalmärkten mehr als wettmachen können, sagte Baumgartl. Die Quote von Schäden plus Kosten im Vergleich mit den Beitragseinnahmen verbesserte sich von 104,9 Prozent in 2001 auf 93,5 Prozent in 2002 – mehr als zehn Prozentpunkte besser als die Zahlen der meisten Wettbewerber.

Quelle: Financial Times Deutschland

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