Zurich Financial überprüft Leben-Sparte Konzernchef James Schiro will Risiken begrenzen „

Zurich Financial überprüft Leben-Sparte Konzernchef James Schiro will Risiken begrenzen “ Rekordverlust für 2002.

Von Herbert Fromme, Zürich James Schiro, Nachfolger des umstrittenen Konzernlenkers Rolf Hueppi an der Spitze der Zurich Financial Services (ZFS), wagt den Befreiungsschlag. Der seit Mai amtierende Chef hat für 2002 einen Rekordverlust von 3,4 Mrd. $ gemeldet, verglichen mit weitaus moderateren 387 Mio. $ Verlust für 2001.

In erster Linie im Bereich Schaden-und Unfallversicherung musste Schiro nach einer genauen Prüfung aller bestehenden Risiken schwere Altlasten abdecken, darunter Asbest-und Umweltrisiken aus früheren Jahren. Dazu kamen noch Abschreibungen von 956 Mio. $ auf Aktien und andere Kapitalanlagen.

Trotz des Megaverlustes schüttet die ZFS 1 Schweizer Franken pro Aktie in Form einer Nennwertrückzahlung aus. Für 2001 hatten Aktionäre noch 8 Franken Dividende erhalten. Die Aktie gewann trotzdem 11,4 Prozent auf 112,25 Franken. Der hohe Aufräumverlust war von den Märkten erwartet worden. Viel wichtiger war für die Analysten die glaubwürdige Aussage, dass ZFS Ende 2003 wieder schwarze Zahlen schreiben will. Schiros Zusage, dass der Konzern zurzeit keine Pläne für Kapitalerhöhungen habe, kam ebenfalls gut an. Erst im Oktober 2002 hatten die Märkte 2,5 Mrd. $ frisches Geld zur Verfügung gestellt. Allerdings hielt sich der neue Finanzchef Patrick O’Sullivan offen, bis Ende des Jahres Hybridkapital bis 500 Mio. $ aufzunehmen.

Mit dem Wachstum ist die Gruppe zufrieden. Der Umsatz stieg um elf Prozent auf 62,2 Mrd. $. Davon waren 19,6 Mrd. $ Lebensprämien und Anlagegelder, ein Plus von zehn Prozent.

Die Schaden-und Unfallversicherung wuchs um 27 Prozent auf 29,8 Mrd. $. In diesem Bereich sieht sich Schiro nach der einmaligen hohen Belastung auf gutem Weg: Die Schaden-und Kostenquote (combined ratio) verbesserte sich von 109,2 Prozent der Prämieneinnahmen auf 103,6 Prozent. Das sind allerdings die Werte ohne Einrechnung der Sonderrückstellungen für Altlasten. Wenn sie eingeschlossen werden, steigt die Zahl von 110,9 Prozent auf stolze 111,5 Prozent.

Jetzt hat der Wirtschaftsprüfer Schiro, der erst im Februar 2002 von PricewaterhouseCoopers als Finanzvorstand zur ZFS kam, eine neue Großbaustelle ausgemacht. „Die gesamte Lebensversicherungsbranche muss radikal umdenken“, sagte er. Das gelte auch für sein Unternehmen. Viele Versicherer hätten Ertragsgarantien gegeben, die jetzt teuer kommen – weil sie in Zeiten niedriger Zinsen und desaströser Aktienmärkte nicht verdient werden können. Die ZFS überprüfe zurzeit ihr Lebensgeschäft. Als Sofortmaßnahmen will sich der Konzern aber aus Geschäftsfeldern zurückziehen, vor allem aus den „with profits“-Policen in Großbritannien und anderen Märkten.

„Wir wollen keine Garantien mehr geben“, sagte er. Auch in Deutschland soll das Gewicht auf fondsgebundene Produkte gelegt werden, bei denen die Kunden das Risiko tragen. Schiro würde sich gerne ganz aus einigen Lebensversicherungsmärkten zurückziehen. Das ist aber nicht einfach: „Es gibt zwar zahlreiche potenzielle Verkäufer, aber kaum Käufer.“ Deshalb muss der Konzern wohl oder übel selbst zum Umbau schreiten.

Zitat:

„Die gesamte Lebensversicherungsbranche muss radikal umdenken“ – ZFS-Chef James Schiro.

Quelle: Financial Times Deutschland

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