Hannoveraner Finanzvertrieb profitiert von schwacher Vorgabe des Konkurrenten MLP
Von Herbert Fromme, Köln Mit einem kräftigen Kursanstieg reagierten Investoren auf die Quartalszahlen, die der Finanzvertrieb AWD in Hannover vorlegte. Am Mittwoch legte die Aktie um acht Prozent zu. Auch gestern stieg sie bis zum frühen Abend um 1,66 Prozent auf 15,91Euro.
Dabei bargen die Zahlen von AWD keine Überraschungen. Die Aktie profitierte davon, dass sich die Werte positiv von denen des Heidelberger Konkurrenten MLP abhoben, der am Tag zuvor die Börse enttäuscht hatte. Ohnehin zeigen Quartalswerte für Finanzdienstleister und Versicherer im besten Fall Trends auf – im Geschäft mit langfristiger Risikoabsicherung und Sparprozessen sagen Drei-Monats-Werte wenig aus. Außerdem haben Unternehmen in diesen Branchen größere Gestaltungsspielräume als andere.
Wasser in den AWD-Wein gossen gestern die Analysten der Commerzbank Securities. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters stuften sie die AWD-Aktie auf „Hold“ von zuvor „Akkumulieren“ herunter. Damit reagiere das Haus auf die starke Entwicklung der AWD-Aktie in den vergangenen drei Monaten.
AWD hat im ersten Quartal seinen Umsatz um 25,9 Prozent auf 133,7 Mio. Euro gesteigert. Dabei gehen allerdings erstmals Umsätze der übernommenen Konkurrenten Tecis und Horbach in die Zahlen ein. Das organische Wachstum ohne diese Zukäufe betrug sieben Prozent. Das Ergebnis vor Steuern stieg um 5,4 Prozent auf 13,7 Mio. Euro, nach Steuern blieb es unverändert bei 8,7 Mio. Euro.
Aus dem Ausland stammen inzwischen 44 Prozent des Umsatzes und rund 50 Prozent des Gewinnes, sagte Finanzchef Ralf Brammer. Vor allem in Großbritannien und Österreich gehe es den AWD-Töchtern gut.
Gegen den Trend der Branche konnte AWD den Verkauf von fondsgebundenen Produkten um 32 Prozent steigern. Konzernchef Carsten Maschmeyer begründete das mit den Produkten, die AWD anbiete. Vor allem die Fondspolicen mit Garantiezahlungen, die AWD für die Versicherer Skandia und AMB Generali verkauft, liefen gut. Aus diesem Bereich stammen 41 Prozent des Provisionsumsatzes, verglichen mit 39 Prozent im Vorjahr. Der Anteil der Investmentprodukte ging dagegen von neun Prozent auf sechs Prozent zurück, ebenso wie der Absatz von klassischen Lebens-und Berufsunfähigkeitspolicen, der statt 28 Prozent noch 24 Prozent ausmachte.
Bank-und Bausparverträge trugen zwölf statt zwei Prozent zu den AWD-Provisionsumsätzen bei, weil die 2002 übernommene britische Carrington Carr hier besonders stark ist. Die private Krankenversicherung ging um einen Prozentpunkt auf fünf Prozent zurück. Das liege daran, dass dieses Segment in Großbritannien nicht angeboten wird. „Wir sind besonders mit der Tochter Horbach zufrieden“, sagte Maschmeyer. Horbach ist im Akademikermarkt tätig und konkurriert direkt mit MLP. „Wir haben mehr als 20 Prozent Wachstum.“
Maschmeyer sagte, AWD habe im Sommer 2002 erfolgreich bei mehreren Versicherern seine Provisionssätze erhöhen können. Druck der Versicherer in Richtung niedrigere Provisionen gebe es nur gelegentlich. Wenn ein Anbieter in aktuellen Schwierigkeiten sei, könne man über zeitliche Streckungen reden.
Zitat:
„Vor allem Fondspolicen mit Garantie laufen gut“ – AWD-Chef Carsten Maschmeyer.
Quelle: Financial Times Deutschland
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