Schweizer Großbank verhandelt über Kauf von 9,9 Prozent an Industrieversicherer · Auch Oetker interessiert
Von Herbert Fromme, Köln Die Schweizer Großbank Credit Suisse verhandelt nach Angaben aus Versicherungskreisen mit dem Gerling-Konzern über eine Beteiligung von 9,9 Prozent an der Gerling Konzern Allgemeine (GKA). Mit der Prüfung des Unternehmens, der so genannten Due Diligence, soll morgen begonnen werden. Gerling und Credit Suisse wollten nicht Stellung nehmen.
Für Gerling wäre ein Einstieg der Bank bei der Industrieversicherungstochter GKA ein Meilenstein, aber noch nicht die Rettung. Die GKA kämpft wegen der Probleme des Gesamtkonzerns und ihrer eigenen Kapitalschwäche um die Existenz. Große Industriekunden fordern eine bessere Bonitätsbewertung als die aktuelle „BB+“-Beurteilung durch die Rating-Agentur Standard & Poor’s.
Gerling müsse in wenigen Wochen zumindest ein „BBB“-Rating vorweisen können, wenn der Versicherer bei den Vertragsvergaben der kommenden Zeit überhaupt berücksichtigt werden wolle. Die GKA war 2002 mit 2,6 Mrd. Euro Prämie noch zweitgrößter Industrieversicherer nach der Allianz. Nur wenn die GKA finanzstarke Minderheitsaktionäre vorweisen könne, seien die Rating-Agenturen bereit, die Tochter GKA besser als den angeschlagenen Gesamtkonzern zu bewerten, hieß es in den Kreisen weiter.
Ob dazu der mögliche Verkauf von 9,9 Prozent an Credit Suisse ausreicht, ist offen. Gerling verhandelt mit weiteren möglichen Investoren – dazu gehört ein Kreis um den Industriellen Rudolf August Oetker, einen langjährigen Freund des Konzerns. Auch dort sei ein Anteil von rund zehn Prozent an der GKA vorstellbar, die Verhandlungen stünden aber im Anfangsstadium. Nach Angaben aus den Versicherungskreisen ist der Einstieg bei der GKA Teil eines weitreichenden Ansatzes der Credit Suisse, die gleichzeitig eine Beteiligung an dem in Abwicklung befindlichen Rückversicherer Gerling Globale Rück sucht. Das Unternehmen habe zusammen mit Partnern erhebliches Know-how in der profitablen Abwicklung von Versicherern, hieß es.
Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse ist der erfahrene Rückversicherungsmanager Walter Kielholz, der über lange Jahre Chef des Rückversicherers Swiss Re war.
Der Gerling-Konzern will die Gerling Globale Rück eigentlich an schwach kapitalisierte Firmen des Managers Achim Kann verkaufen und hat sich das Recht dazu erst vor wenigen Wochen gegen die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) vor Gericht erstritten. Sollte sich der Konzern aber mit der Credit Suisse einig werden, würde Gerling dafür sorgen, dass die Bank gemeinsam mit Kann den Rückversicherer übernehmen kann.
Ein Deal mit der Credit Suisse läge voll auf der Linie der Rettungsstrategie von Gerling-Chef Björn Jansli. „Er will auf jeden Fall den Industrieversicherer GKA erhalten“, sagte ein Manager. Dabei seien auch der separate Verkauf der Gerling Konzern Leben sowie eine Loslösung der GKA vom Konzern möglich. Die Holding hat unter anderem hohe Belastungen durch die Pensionsverpflichtungen für die gesamte Gruppe, die bei ihr konzentriert sind.
Allerdings wäre eine vollständige Trennung von der Holding nicht einfach – unter anderem deshalb, weil die Verkaufsorganisationen des Konzerns für Privat-und Industriekunden zur Holding und nicht zu den operativen Versicherern gehören.
Zitat:
„Jansli will auf jeden Fall den Industrieversicherer GKA erhalten“ – Versicherungsmanager
Bild(er):
Sollte die Credit Suisse ihre Pflöcke bei Gerling einrammen, wäre der Kölner Traditionskonzern womöglich gerettet.
Quelle: Financial Times Deutschland
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