Generali wartet in Deutschland auf Kaufgelegenheiten

Versicherer rechnet mit deutlicher Konsolidierung

Von Herbert Fromme, Brüssel Die italienische Generali-Gruppe wird ihre Präsenz im deutschen Markt trotz Kritik an den niedrigen Gewinnen in der Lebensversicherung ausbauen. „Wir haben jetzt einen Marktanteil von elf Prozent, wir müssen also nicht unbedingt zukaufen“, sagte Generali-Vorstand Sergio Balbinot auf einer Fachkonferenz in Brüssel, schloss aber Käufe nicht aus. Bei Übernahmen gebe es zwei Voraussetzungen. Die finanziellen Bedingungen müssten stimmen und die Kandidaten strategisch zur Gruppe passen, sagte Balbinot. Er ist einer der beiden Chefs des italienischen Großversicherers. In Deutschland ist die Gruppe mit der AMB Generali in Aachen vertreten, zu der Aachen-Münchener, Volksfürsorge, Thuringia Generali, Central und Cosmos gehören.

Balbinot erwartet in Deutschland eine deutliche Konsolidierung. Zurzeit hätten die fünf Marktführer einen Anteil von etwas über 40 Prozent, das werde deutlich ansteigen. Die Generali – zurzeit unter den ersten drei in Deutschland – wolle sich daran beteiligen. „Deutschland hat das größte Potenzial in Bezug auf die Reform der Rentensysteme“, sagte er. Allerdings sei der deutsche Markt schwierig. Das liege an der gesetzlich vorgeschriebenen hohen Beteiligung der Kunden an den Kapitalerträgen. Außerdem habe die Branche in den letzten Jahren überhöhte Überschussbeteiligungen gezahlt. „Für diesen Teil des Problems sind wir selbst verantwortlich.“

Balbinot sagte, der Konzern sehe seine Schlüsselmärkte in Italien, Deutschland und Frankreich. In Österreich und Spanien wolle er die komplizierte Situation seiner Unternehmen ins Positive wenden. Dort und in den Kernmärkten werde die Generali durch organisches Wachstum und Übernahmen wachsen. „Hier wollen wir überall zu den führenden Gesellschaften gehören.“

In der Schweiz habe sich die Generali dagegen wegen des gesetzlich vorgeschriebenen Mindestzinses aus der betrieblichen Altersvorsorge zurückgezogen. „Ich persönlich habe diese Entscheidung aus Verantwortung gegenüber dem Unternehmen und den Aktionären getroffen“, sagte Balbinot. Als künftige Wachstumsmärkte nannte er Osteuropa, China und weitere asiatische Länder. Dort wolle die Generali so groß werden, dass sie auf eine so genannte kritische Masse kommt und Gewinne macht.

Balbinot sagte, der Generali-Konzern sei bei der Umsetzung seines strategischen Plans für die Jahre 2003 bis 2005 gut vorangekommen. Der zuerst im Januar veröffentlichte Plan sei die Reaktion auf die veränderten Rahmenbedingungen für Versicherer durch niedrige Zinsen und fallende Aktienmärkte.

Die Gruppe, mit 29 Mrd. Euro Prämie einer der führenden europäischen Versicherer, wolle das Neugeschäft pro Jahr um 12,2 Prozent steigern. Die Schaden-und Kostenquote soll von 107,9 Prozent der Beitragseinnahmen in 2002 über 104,2 Prozent 2003 auf 100,3 Prozent 2005 fallen. Der Gewinn werde 2003 bei 931 Mio. Euro liegen, verglichen mit einem Verlust von 755 Mio. Euro 2002. Für 2005 erwartet Balbinot 1,51 Mrd. Euro Profit.

Zitat:

„Deutschland hat das größte Potenzial bei der Rentenreform“ – Sergio Balbinot, Vorstand Generali.

Quelle: Financial Times Deutschland

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