Erstversicherer unter Druck im Münchener-Rück-Konzern

Von Herbert Fromme, Köln Die Versicherungsgruppe Ergo hat nach FTD-Informationen knapp sechs Jahre nach ihrer Gründung ein Programm aufgelegt, mit dem sie die Kosten im Verwaltungsbereich senken und Synergieeffekte heben will. Als Berater heuerte der Ergo-Vorstand unter Lothar Meyer McKinsey an. Das Projekt ist intern bei Torsten Oletzky angesiedelt, Personalvorstand bei der Ergo-Tochter Hamburg-Mannheimer in Hamburg. Ergebnisse sollen Mitte 2004 vorliegen. Ein Sprecher bestätigte, dass McKinsey einen entsprechenden Auftrag erhalten hat.

Zur Ergo, einer Tochter der Münchener Rück, gehören neben der Hamburg-Mannheimer die Victoria in Düsseldorf, der Krankenversicherer DKV in Köln und der Rechtsschutzspezialist DAS in München.

Das Kostensparprojekt bezieht sich nur auf reine Verwaltungsfunktionen wie das Personalwesen. Der Kern des Versicherungsgeschäfts – also Vertrieb, Produktentwicklung, Policenausstellung und Schadenbearbeitung – sind ausdrücklich nicht Teil der Maßnahme. Auch der Finanzbereich wird nicht von McKinsey durchleuchtet.

Die Ergo wurde Anfang 1998 von der Münchener Rück durch die Zusammenfassung ihrer bestehenden Tochter Hamburg-Mannheimer mit der frisch übernommenen Victoria gegründet. Sie gilt seit 2002 als eines der Sorgenkinder des Rückversicherungskonzerns. Auf Grund der hohen Verluste an den Börsen lieferte die Ergo 2002 keinen Gewinn ab, sondern einen Verlust von 1,13 Mrd. Euro. Das Ergebnis für 2003 wird zum Großteil davon abhängen, ob steuerliche Entlastungen für Lebens- und Krankenversicherer, die vom Bundestag schon beschlossen wurden, auch den Bundesrat passieren.

Neben den Aktienverlusten sehen Insider auch strukturelle Probleme bei der Ergo. Es sei symptomatisch, dass der Vorstand jetzt erst den Versuch mache, die offensichtlichen Synergien zu heben. Die IT-Systeme der Hamburg-Mannheimer wurden im Sommer 2003 an die der Victoria angeglichen, die Verwaltungsfunktionen folgen erst 2004. Nur die Kapitalanlagen wurden in einem Ressort gebündelt und das Asset Management mit dem der Mutter Münchener Rück in der MEAG vereint.

Versicherungskreise erwarten, dass der künftige Münchener-Rück-Chef Nikolaus von Bomhard, der am 1. Januar 2004 das Ruder übernimmt, die Ergo-Struktur als Ganze auf den Prüfstand stellt. Der lockere Verbund relativ selbstständig handelnder Unternehmen habe sich als wenig krisenfest erwiesen.

Quelle: Financial Times Deutschland

Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.

Diskutieren Sie mit