Die Versicherungswirtschaft muss für Schäden aus Naturkatastrophen im Jahr 2003 nach Berechnungen der Münchener Rück rund 15 Mrd. $ aufbringen – deutlich mehr als die Schadensumme von 11,5 Mrd. $, die jeweils in den Jahren 2001 und 2002 angefallen war.
Die Summe der volkswirtschaftlichen Schäden – versichert und unversichert – stieg dagegen nur moderat von 55 Mrd. auf 60 Mrd. $. Von den versicherten Schäden entfielen 75 Prozent auf Stürme. Die Serie von Tornados und Hagelstürmen in den USA im April und Mai 2003 schlug in der Schadenbilanz der Versicherer mit rund 5 Mrd. $ zu Buche. Die Flächenbrände in Kalifornien im Oktober und November kosteten 2 Mrd. $, die Überschwemmungen in Frankreich im Dezember 1 Mrd. $.
Die großen Tragödien wie das Erdbeben im Iran und die Hitzewelle in Europa mit jeweils mehr als 20 000 Todesopfern spielen in der finanziellen Schadenbilanz kaum eine Rolle: Diese Schäden sind größtenteils überhaupt nicht versichert oder nicht über den Weltmarkt der Assekuranz abgedeckt.
Die Münchener Rück zählte im ablaufenden Jahr 70 Erdbeben. Der volkswirtschaftliche Schaden hieraus betrug 6 Mrd. $, davon waren aber nur 100 Mio. $ versichert. Das Unternehmen will seine Forschungen zur Erdbebenvorhersage und Schadenprävention deutlich ausweiten. Auch in der Klimaforschung engagiert sich der Rückversicherer. Die Hitzewelle 2003 sei ein Indiz für den globalen Klimawandel. Weltweit kamen 2003 mehr als 50 000 Menschen bei Naturkatastrophen ums Leben, fast fünfmal so viel wie im Vorjahr, als 11 000 Todesopfer gezählt wurden.
Die Branchenführer Münchener Rück und Swiss Re führen detailliert Buch über Katastrophenereignisse. Sie decken Erstversicherer, die Endkunden versichern, gegen Großschäden ab – Katastrophendeckungen gehören zum Kerngeschäft.
Für die vergangenen beiden Jahre konnten sie kräftige Preiserhöhungen durchsetzen. Dagegen gingen in den Verhandlungen für 2004 die Preisen für Katastrophendeckungen leicht zurück.
Mit ihren Szenarien wollen die Rückversicherer auch das Preisniveau stabilisieren und ihren Forderungen nach Haftungsbegrenzungen und höherem Eigenbehalt Nachdruck verleihen. „Die Assekuranz muss sich auf steigende Risiken und Schäden einstellen“, sagte Rück-Vorstand Stefan Heyd. „Dies erfordert vor allem Transparenz und Limitierung der Risiken. Ein vorausschauendes Handeln bedeutet auch Anpassungen bei den Preisen.“
Quelle: Financial Times Deutschland
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