Von Herbert Fromme, Köln Drei große Explosionsunglücke in Energie- und Chemieanlagen seit Jahresbeginn haben zu hohen Millionenschäden für die Versicherungswirtschaft geführt.
Nach fast zwei Jahren ohne bedeutende Katastrophenschäden in dieser Sparte reagiert die Branche sofort mit Preisanhebungen oder der Ankündigung höherer Preise. 2002 und 2003 hatten die Versicherer ihre Kapazität für Energierisiken deutlich reduziert, für 2004 aber wieder aufgestockt. „Dieser Trend ist durch die Explosionen gestoppt worden“, sagte ein Londoner Experte. Führende Anbieter sind Rückversicherer wie Münchener Rück und Swiss Re, Allianz, American International Group (AIG) und Lloyd’s.
Am 19. Januar kam es zu einer Gaswolkenexplosion in der Gasverflüssigungsanlage Skikda in Algerien, 500 km östlich von Algier. Wahrscheinlich kam es nach einem Rohrriss zu einer kleineren Explosion, die dann zur Entzündung der über solchen Anlagen stehenden Gaswolke führte. Die Anlage gehört der staatlichen algerischen Ölgesellschaft Sonatrach. 23 Menschen kamen ums Leben. Mindestens drei Produktionseinheiten für die Erdgas-Verflüssigung sind seitdem außer Betrieb.
Die Versicherer schätzen den versicherten Schaden auf 470 Mio. US-$ und haben entsprechende Rückstellungen gebildet. Die Summe wurde von den führenden Versicherern festgelegt. Zu ihnen gehören Münchener Rück und AIG. Schadenexperten hatten die Unglücksstelle in den letzten Tagen besucht. Die Summe setzt sich aus dem Sachschaden und erwarteten Kosten für die Betriebsunterbrechung zusammen.
Schon am 1. Januar kam es zu einem Großfeuer in der Erdgasanlage Moomba in Südaustralien. Es gab keine Todesopfer. Führender Versicherer ist die Allianz, die 17,5 Prozent des Risikos trägt. Beteiligt ist auch OIL, der auf Bermuda ansässige Versicherungsverein der Erdölbranche.
Die neueste Schadenschätzung für Moomba stammt von Anfang dieser Woche. In einem so genannten Claims Meeting haben die führenden Versicherer den versicherten Schaden auf 320 Mio. australische Dollar beziffert, das entspricht 195 Mio. Euro oder 245 Mio. $. Davon dürften weniger als 20 Prozent auf den Sachschaden entfallen, der Rest auf die Betriebsunterbrechung.
Mindestens zwei Arbeiter starben bei einer Explosion am 21. Januar in einer Chemiefabrik in Surabaya in Indonesien. Der Komplex ist bei einem örtlichen Versicherer abgedeckt, der sich international rückversichert hat. Über die Schadenhöhe gibt es bisher keine Angaben.
Quelle: Financial Times Deutschland
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