Rating-Agentur bleibt bei negativem Ausblick · Urteil für Schadenversicherer positiver
Von Herbert Fromme, Köln Die internationale Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) sieht die Aussichten für deutsche Lebensversicherer weiterhin negativ. Für die Schadenversicherung habe sich die Lage dagegen deutlich verbessert, sagte Analyst Wolfgang Rief.
„Die Lebensversicherer haben nach wie vor große Probleme“, sagte seine Kollegin Karin Clemens. Im Jahr 2003 stufte S&P das Rating von 19 Lebensversicherern herab, bei 18 wurde das Rating bestätigt, nur bei einer Gesellschaft gab es eine Hochstufung. Am deutlichsten änderte sich die Bewertung der Münchener-Rück-Tochter Ergo: Ihr Rating wurde innerhalb eines Jahres um drei Stufen von „AA“ auf “ A-“ gesenkt.
„Das Geschäftsmodell der deutschen Lebensversicherer steht auf dem Prüfstand“, sagte Clemens. Hauptproblem seien aus S&P-Sicht nicht die Aktienanlagen der Lebensversicherer, sondern die niedrigen Zinsen. Dazu kommen höhere Aufwendungen für Rentenversicherungen wegen der steigenden Lebenserwartung, die Einführung neuer Bilanzregeln und Anforderungen der Aufsicht an die Eigenkapital-Ausstattung unter „Solvency II“.
„Unter Solvency II müssen die Unternehmen die Garantien bei Kapitallebensversicherungen mit mehr Eigenkapital hinterlegen“, sagte Clemens. „Dann verlieren Garantieprodukte für die Versicherer an Attraktivität.“ Sie erwartet ein Abschmelzen der Gewinnmargen für Lebensversicherer, die ihren Kunden für lange Jahre hohe Garantien von bis zu 4 Prozent garantiert haben. Außerdem könnte ihre Wettbewerbsposition bei langfristigen Sparprodukten ins Wanken geraten.
Besser sieht es in der Schadenversicherung aus. Es gebe spürbare Verbesserungen der versicherungstechnischen Ergebnisse, sagte Rief. Die Stabilisierung werde sich 2004 fortsetzen, da sich höhere Prämien mit Zeitverzögerung in den Ergebnissen zeigen. „Allerdings bleibt die Befürchtung, dass erneut anziehender Wettbewerb die Marktdisziplin aushöhlen könnte“, sagte er. Insgesamt werde es zu einer verstärkten Konsolidierung kommen, sei es durch Kooperationen, Bestandsübernahmen oder Fusionen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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