Tochter der Münchener Rück 2003 schwer gebeutelt durch Steuer und Wertberichtigungen
Von Herbert Fromme, Düsseldorf Ergo, die Erstversicherungsgruppe der Münchener Rück, hat nach den Milliarden-Verlusten 2002 und 2003 für das laufende Jahr Gewinn versprochen: „Wir rechnen mit einem Jahresüberschuss von 150 bis 250 Mio. Euro“, sagte Vorstandschef Lothar Meyer gestern in Düsseldorf. „Die Ergebnisverbesserung hat oberste Priorität.“ Helfen soll der weitreichende Konzernumbau, den der Ergo-Aufsichtsrat am Freitag beschlossen hatte.
Die Ergo besteht aus den vier Gruppen Hamburg-Mannheimer, Victoria, DKV und DAS. Bisher waren die einzelnen Versicherer für ihr Ergebnis verantwortlich. Künftig wird die Ergo auf Konzernebene durch drei Spartenvorstände für Leben, Schaden/Unfall und Kranken operativ geführt.
Mit dem Ergo-Umbau und der angekündigten Rückkehr der Tochter in die Gewinnzone entledigt sich der seit dem 1. Januar amtierende Münchener-Rück-Chef Nikolaus von Bomhard einer seiner schwersten Hypotheken. Ergo hat 2003 einen Rekordverlust von 1,43 Mrd.Euro eingefahren, der beim Mutterkonzern ebenfalls zu roten Zahlen führte – der Rückversicherer musste 2003 mit minus 434 Mio.Euro abschließen. Schon 2002 waren die Ergo-Zahlen mit einem Verlust von 1,21 Mrd. Euro tiefrot.
Ergo-Chef Meyer sagte, die Entscheidung zur Umstrukturierung sei „ein ganz normaler Prozess“ und habe nicht direkt mit dem hohen Verlust zu tun. „Der Verlust erleichtert aber einiges“, sagte er mit klarem Bezug zum internen Widerstand gegen die Veränderungen. Von Bomhard habe schon länger eng mit der Ergo-Führung zusammengearbeitet. „Es war Unterstützung da“, sagte Meyer weiter. Meyer betonte, Ergo werde weiter mit den vier Marken und vier getrennten Vertrieben arbeiten.
Die Konzernumbau soll Kostensenkungen mindestens im zweistelligen Millionenbereich bewirken, zusätzlich zum laufenden Programm, das bis 2005 rund 300 Mio. Euro sparen soll. Zu einem möglichen Stellenabbau über die 1500 beschlossenen Stellen hinaus könne man nichts sagen, das sei zu früh, sagte Ergo-Chef Meyer.
Die Ergo konnte ihr operatives Ergebnis deutlich verbessern. Nach einem Verlust von 908 Mio. Euro für 2002 erzielte sie 2003 einen kleinen Gewinn von 7 Mio. Euro. Getroffen wurde der Konzern durch die Steuer und durch hohe Abschreibungen auf Beteiligungen. Der Konzern, der nach dem internationalen Rechnungslegungsstandard IAS berichtet, muss eine Steuerlast von 653 Mio. Euro tragen. Davon entfiel der größte Teil auf Sonderfaktoren durch die rückwirkende Abschaffung des so genannten Halbeinkünfteverfahrens für Lebens- und Krankenversicherer. Dieser Beschluss des Bundestages vom 19. Dezember war nach intensiver Lobbyarbeit der Assekuranz zustande gekommen. „Ohne die Änderung wäre unser Steueraufwand rund 1 Mrd. Euro höher gewesen“, sagte Vorstand Rolf Ulrich.
Auf Beteiligungen musste die Ergo 738 Mio. Euro abschreiben. Die Wertberichtigung auf die Ergo-Beteiligung von jetzt 11,1 Prozent am Kooperationspartner HypoVereinsbank kostete 283 Mio. Euro. Unerwartet musste Meyer Abschreibungen von 249 Mio. Euro bei den italienischen Töchtern melden, vor allem dem Lebensversicherer Ergo Previdenza, früher Bayerische Vita. Ergo hatte sie 2000 übernommen. Sie verkauft über ihren eigenen Strukturvertrieb. Weil ein Riester-ähnliches Produkt in Italien floppte und der Strukturvertrieb Ärger mit der Aufsicht bekam, war die jetzt vorgenommene Abschreibung nötig. Das Italien-Engagement hat 1,1 Mrd. Euro gekostet und steht jetzt mit 600 Mio. Euro in den Büchern, sagte Auslandsvorstand Klaus Flemming.
Ergo-Vorstandschef Meyer erwartet für 2004 nur „bescheidenes Wachstum“ von 0,5 Prozent bei den Beiträgen. Während der Schaden- und Unfallbereich um satte sieben Prozent zulegen soll, rechnet er für die Lebensversicherer auf Grund der niedrigen Gewinnbeteiligung der Lebensgesellschaften mit einem Rückgang um zwei Prozent. Die Krankenversicherung wird wegen des Verkaufs der niederländischen Tochter um 1,5 Prozent schrumpfen.
Bild(er):
Im Ergo-Turm in Düsseldorf wird der Konzern kräftig umgebaut – Visum/Thomas Pflaum
www.ftd.de/ergo
Quelle: Financial Times Deutschland
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