Privater Krankenversicherer profitiert von Beamten · Zuversichtlich trotz Reformdebatte über Bürgerversicherung
Von Herbert Fromme, Koblenz Die Debeka ist der neue Marktführer unter den privaten Krankenversicherern (PKV). Mit 3,27 Mrd. Euro Prämieneinnahmen in der Krankenversicherung – ein Plus von 7,6 Prozent – hat die Gruppe 2003 den bisherigen Branchenprimus Deutsche Krankenversicherung (DKV) in Köln knapp überholt. Die DKV meldete 3,26 Mrd. Euro. Sie gehört zur Ergo-Gruppe und damit zur Münchener Rück. Bei den Kunden, die eine Krankheitskostenvollversicherung abgeschlossen haben, steht die Debeka schon länger an erster Stelle. Sie hat 1,87 Millionen Personen privat versichert und sichert sich damit einen Marktanteil von 25 Prozent.
Die Debeka profitiert von ihrer starken Verankerung im öffentlichen Dienst, denn 80 Prozent der Vollversicherten sind Beamte. Sie erhalten vom Staat eine Beihilfe zu den Krankheitskosten und können sich auch bei niedrigen Einkommen privat versichern – Gehaltsempfänger nur, wenn sie monatlich über 3862 Euro brutto verdienen.
Dem Unternehmen, das die Rechtsform eines Versicherungsvereins hat, nutzt auch sein Erfolg bei den Kapitalanlagen. Anders als die Konkurrenz hatte die Debeka kaum in Aktien investiert und war deshalb nicht von der Börsenkrise betroffen. Das wirkt sich positiv auf den wirtschaftlichen Erfolg aus und führt zu vorderen Rängen bei Rankings von Verbraucherzeitschriften.
Der Erfolg in der Krankenversicherung macht die Gruppe aber gleichzeitig anfällig für politische Veränderungen wie die geplanten Modelle Bürgerversicherung (SPD) oder Kopfpauschale (CDU/CSU). Vorstandschef Uwe Laue ist sich sicher, dass die PKV und vor allem die Debeka Bestand haben. „Keine Regierung kann einfach die Beihilfe auf null setzen“, sagte er. Die Bürgerversicherung wäre verfassungswidrig. Die Koexistenz zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung habe sich bewährt, sagte Laue – und erteilte damit auch allen möglichen immer wieder von PKV-Managern vorgetragenen Modellen für die Privatisierung des gesamten Kassenwesens eine Absage. „Die PKV kann die GKV nicht retten“, sagte Laue. Sie habe aber in dem gegliederten System eine äußerst wichtige, positive Rolle.
Auch zu den seit Januar gesetzlich erlaubten Kooperationsabkommen zwischen gesetzlichen und privaten Krankenkassen hat Laue eigene Auffassungen. Die Debeka hat keine Verträge abgeschlossen. Sie werde ihre Zusatzversicherungen weiter über die angestellten Vertreter anbieten. „Unser Vertreter kann die Kunden auch auf die Vollversicherung ansprechen. Innerhalb der Kooperation mit einer Kasse ginge das nicht.“
Der Erfolg in der Krankenversicherung ermutigt das Debeka-Management, auch in anderen Sparten das Neugeschäft anzukurbeln. Laue will das Übergewicht der PKV in der Gruppe reduzieren. Im Bestand der PKV-Kunden sieht er ein großes Potenzial für Neugeschäft in Leben und Sach. „In der Lebensversicherung haben wir beim Beitrag um 9,5 Prozent auf 2,04 Mrd. Euro zugelegt“, sagte er. Im Branchenschnitt betrug die Steigerung nur 4,1 Prozent.
Insgesamt nahm die Gruppe 2003 5,29 Mrd. Euro ein, eine Steigerung um 8,4 Prozent. Auf den Schaden- und Unfallversicherer Debeka Allgemeine entfielen 404 Mio. Euro. Die Obergesellschaft Debeka Kranken erzielte einen Gewinn von 30 Mio. Euro, nach 25 Mio. Euro für das Jahr 2002.
Zitat:
„Die PKV kann die GKV nicht retten“ – Uwe Laue, Vorstandschef Debeka
Quelle: Financial Times Deutschland
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