Industrieversicherer übernimmt Geschäft der Saarbrücker Schwestergesellschaft · Keine Eile bei Suche nach neuen Eigentümern
Von Herbert Fromme, Kronberg Der Kölner Industrieversicherer Gerling Konzern Allgemeine (GKA) übernimmt das Geschäft der Schwestergesellschaft Gerling G&A (GGA) und sieht seine Krise als beendet an. Dies sagte Wolfgang Breuer, Chef der GKA und Mitglied des Gerling-Konzernvorstandes, vor Journalisten in Kronberg.
Die GGA, früher General Accident, gehört seit 2000 zu Gerling und hat sich auf den Vertrieb über Makler konzentriert. „Wir übernehmen einen Bestand mit Prämieneinnahmen von 130 Mio. Euro“, sagte Breuer. Das Saarbrücker Unternehmen selbst werde die GKA aus steuerlichen Gründen nicht übernehmen. Für die Bestandsübernahme zahlt die GKA der Gerling-Konzernholding „unter 30 Mio. Euro“, sagte Breuer. Dafür sei ein Bewertungsgutachten erstellt worden. Das bisherige GGA-Geschäft soll weiter von Saarbrücken aus verwaltet werden.
Die GKA zahlt die 30 Mio. Euro aus der Platzierung einer Anleihe über 250 Mio. Euro, die erfolgreich abgeschlossen wurde. Den Verdacht, dass die Bestandsübertragung nur dazu dient, der klammen Holding einen Teil des Anleihevolumens zuzuschieben, weist Breuer zurück. Die GKA wolle ohnehin ihr Maklergeschäft ausbauen.
„Die Krise ist beendet“, sagte Breuer. Die GKA litt in den letzten beiden Jahren heftig unter den Problemen des Gesamtkonzerns. Überexpansion, Kapitalknappheit und schwere Verluste sowohl aus Versicherungsschäden als auch aus Aktien führten zur Krise, in deren Verlauf der Rückversicherer Gerling Globale Rück sein Hauptgeschäft einstellte. Die GKA selbst benötigte die Hilfe ihrer Kunden und anderer Unternehmen, die 2003 mit 150 Mio. Euro an frischem Geld halfen. Die GKA gehört jetzt zu 34 Prozent Minderheitsaktionären.
Mit dem heutigen Rating von „BBB+“ „kommen wir sehr gut zurecht“, sagte Breuer. Ein „A“-Rating wäre ihm aber deutlich lieber. Vor allem im internationalen Geschäft ist es unerlässlich. Die GKA sei mit Marktanteilen von zehn bis 20 Prozent weiterhin nach der Allianz der zweitgrößte Industrieversicherer, sagte Breuer. Damit wehrte er sich gegen den Konkurrenten HDI, der von sich dasselbe behauptet, offenbar aber auf anderer statistischer Grundlage.
Die Preise für Industrieversicherungen seien weiterhin gut. „Wir verdienen vor allem im Transportgeschäft schönes Geld, in der Sachversicherung weniger, weil die Rückversicherungskosten so hoch sind.“ Mit dem restlichen Geld aus der Anleihe will Breuer vor allem den Eigenbehalt ausbauen. Zurzeit gibt er mehr als 50 Prozent der Prämieneinnahmen an Rückversicherer weiter. Jetzt hat die GKA mehr Eigenkapital, da darf sie auch mehr Geschäft in den eigenen Büchern lassen. „Wir streben 70 Prozent Eigenbehalt an.“
Bei der künftigen Eigentümerstruktur habe Gerling keine Eile. „Dass wir zum Verkauf stehen, hat Rolf Gerling schon vor zwei Jahren gesagt“, sagte Breuer. Damals erklärte der Mehrheitsaktionär, der 94 Prozent des Konzerns hält, er sei nicht der beste Besitzer für einen Versicherungskonzern. Für eine Lösung existierten verschiedene Optionen, es würden immer wieder Gespräche geführt. „Es gibt ja viele Spieler im Kapitalmarkt.“ Schnelle Entscheidungen seien nicht nötig, die GKA könne ohne Probleme auch eine neue Niedrigpreisphase aushalten.
Zitat:
„Wir kommen mit dem BBB-Rating sehr gut zurecht“ – GKA-Chef Breuer
Quelle: Financial Times Deutschland
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