Reedereien verdienen ausgezeichnet

Eigner hätten gern mehr Schiffe unter deutscher Flagge · Steuererleichterung hilft

Beim Verband Deutscher Reeder (VDR) in Hamburg gibt es auf die Frage, wie es denn den Schiffseignern geht, eine klare Antwort: „Sehr gut“. Das mit Daten zu belegen, ist allerdings gar nicht so einfach. Denn die hanseatischen Kaufleute geizen mit Zahlen. Statistiken über die Umsatz- und Gewinnentwicklung legen sie nicht vor.

Nach Verbands-Schätzungen gibt es in Deutschland gut 300 Reedereien, die im internationalen Verkehr und in der europäischen Küstenschifffahrt tätig sind. Nur wenige machen ihre Bilanzen öffentlich, zu ihnen gehört die TUI-Tochter Hapag-Lloyd.

Die Hamburger Linienreederei erwirtschaftete 2003 einen operativen Gewinn von 253 Mio. Euro – zweieinhalb mal so viel wie im Jahr zuvor und ein Rekord in der Unternehmensgeschichte.

Hapag-Lloyd hat wegen der glänzenden Aussichten im Verkehr mit Asien neue Schiffe bestellt. Und das haben auch fast alle anderen Reedereien. Hier zeigt sich die eigentliche Finanzstärke der Branche: Insgesamt stehen in den Auftragsbüchern internationaler Werften Schiffe im Wert von fast 19 Mrd. Euro für Rechnung deutscher Unternehmen.

Zur Zeit fahren allerdings nur knapp 20 Prozent der Schiffe, die von deutschen Reedern kontrolliert werden, auch unter deutscher Flagge. Die Bundesregierung will das ändern. Abgemacht ist: Die Reeder bringen bis Ende nächsten Jahres 100 bis 200 Schiffe unter die deutsche Flagge. Dafür bleibt ihnen staatliche Unterstützung erhalten.

Die zeigt sich zum Beispiel in der Tonnagesteuer, einer extrem niedrigen Pauschalsteuer der Eigner je nach Größe des Schiffs. Oder beim Lohnsteuereinbehalt – Reeder dürfen 80 Prozent der von ihren Seeleuten zu zahlenden Lohnsteuer als Subvention behalten.

„Wir müssen unsere Bemühungen verstärken“, appelliert Hans-Heinrich Nöll, Geschäftsführer des VDR, an die Mitglieder. „Wenn jeder mitmacht, ist das Ziel leicht zu erreichen.“ Sonst könnte es schon nach der nächsten Nationalen Maritimen Konferenz der Regierung im Januar in Bremen Konsequenzen geben.

Frank Leonhardt, Chef der Reederei Leonhardt & Blumberg in Hamburg und Präsident des VDR, verbreitet Zuversicht. „Wir werden unser Versprechen halten.“ Auch einige der Emissionshäuser, die viele deutsche Schiffe finanzieren, haben Unterstützung zugesagt.

Die Reeder haben dabei aber vor allem ein Problem, und das ist der Mangel an deutschem Führungspersonal. Denn wenn ein Schiff unter deutscher Flagge fährt, müssen ein Teil der Offiziere und der Kapitän deutsch sein oder zumindest aus der EU stammen.

Mit Zustimmung der Gewerkschaften hat das Verkehrsministerium die Vorschriften Anfang des Jahres gelockert und die Einstellung von Nicht-EU-Ausländern erleichtert. Im Gegenzug müssen die deutschen Reeder mehr ausbilden. Jahrelang haben viele Reedereien die Ausbildung junger Offiziere vernachlässigt. Jetzt suchen sie händeringend nach Nachwuchs.

Zitat:

„Wir werden unser Versprechen halten“ – Frank Leonhardt, Präsident des Verbands Deutsche Reeder

Katrin Berkenkopf

Quelle: Financial Times Deutschland

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