Unmögliches wird sofort erledigt

Lebensversicherung

Die Rechenzentren der deutschen Lebensversicherer fahren Sonderschichten. Noch nie mussten die Unternehmen so wie in diesem Jahr gleichzeitig ein riesiges Neugeschäft verarbeiten und komplett neue Angebote vorbereiten.

Auslöser für den Boom im Neugeschäft war die Abschaffung der meisten Steuerprivilegien für Kapitallebensversicherungen zum Jahresende. Sie macht gleichzeitig die Entwicklung neuer Angebote notwendig, die Vertreter, Vertriebe und Makler dann ab 2005 verkaufen sollen. Die Arbeit für Produktentwickler, Programmierer und Marketingfachleute ist gewaltig. Große Unsicherheit herrscht darüber, was ab 2005 überhaupt verkaufbar ist.

Im Rennen sind die steuerlich stark geförderte Basis- oder Rürup-Rente mit ihren Beschränkungen (keine Vererbung, keine Kapitalauszahlung, lebenslange Bindung an einen Anbieter), die neu gefasste und entbürokratisierte Riester-Rente – und sogar die bisherige Kapitallebensversicherung.

Manches Unternehmen bereitet sich nämlich darauf vor, den Kunden ab 2005 zu erklären, dass die steuerlichen Nachteile eigentlich kaum ins Gewicht fallen und deshalb die bisherigen Formen weiterhin zu empfehlen seien. Das wird viele Kunden wundern, denen die Assekuranz in Millionen von Briefen und Werbespots zurzeit gerade mitteilt, dass sie unbedingt wegen der Steuervorteile noch 2004 einen Vertrag abschließen sollen.

Gerhard Rupprecht, Chef des Marktführers Allianz Leben, hat die wenigsten Sorgen: Sein Unternehmen hat sich in allen Feldern gut geschlagen und vor allem in der betrieblichen Altersversorgung eine fast uneinholbare Spitzenposition erreicht. Kleine Versicherer sind sehr viel stärker verunsichert.

Die Hoffnung, die Vertriebe jetzt noch halbwegs für die neuen Angebote zu schulen, haben die Versicherer aufgegeben – die Vertreter sind vollauf damit beschäftigt, so viel wie möglich vom Jahresendboom für ihre Gesellschaften einzusammeln. Davon werden sie sich Anfang 2005 erst einmal erholen müssen. Der Einbruch 2005 ist die Kehrseite des Booms 2004.

Herbert Fromme

Quelle: Financial Times Deutschland

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