Ende eines Geschäftsmodells

Mannheimer Staatsanwaltschaft klagt den früheren MLP-Chef Termühlen wegen Bilanzfälschung an

Von Herbert Fromme, Köln Bernhard Termühlen gab sich gelassen. Die Anklage der Staatsanwaltschaft Mannheim wegen angeblicher Bilanzfälschung bringe ihn nicht aus der Ruhe, sagte der frühere Chef des Finanzvertriebs MLP der FTD. „Man kann gelassen sein, weil die Bilanzen so testiert worden sind, wie sie testiert wurden“, sagte er. „Dazu kommt eine ganze Reihe von Gutachtern.“ Ernst & Young hatte die betreffenden Bilanzen damals bestätigt.

Termühlen fühlt sich im Recht und ist sich dabei erstmals sei langem wieder einig mit MLP selbst. Vor einem Jahr verließ er im Streit mit Gründer Manfred Lautenschläger den Konzern. Mit 14 Prozent ist er neben Lautenschläger, der 29 Prozent hält, zwar immer noch der zweitgrößte Aktionär des Unternehmens. Aber operativ hat er nichts mehr zu sagen.

Seit zwei Jahren ermitteln die Mannheimer Staatsanwälte. Jetzt werfen sie dem früheren Konzernchef, seinem Vertrauten Horst Beckenbach und dem MLP-Manager Bernd Neumann vor, Abschlüsse für 2001 bewusst gefälscht zu haben. MLP habe mit Factoring- und Rückversicherungsverträgen Gewinne vorgetäuscht, die noch gar nicht erzielt worden seien.

Der promovierte Ingenieur Termühlen fing 1985 als Vertreter bei MLP an, fand das Vertrauen Lautenschlägers und wurde 1999 Vorstandsvorsitzender. Chefs von Finanzvertrieben müssen immer gleichzeitig Manager und Gurus sein, um die Vertretertruppen zu motivieren. Termühlens Motivationsmethode: Er brachte MLP stramm auf Kapitalmarktkurs. Mit genau eingehaltenen Umsatz- und Gewinnsteigerungen von 30 Prozent jährlich eroberte er die Herzen von Analysten und Anlegern. Und die seiner Vertreter: Denn die sollten neben ihren oft mageren Provisionseinnahmen vom steilen Anstieg der MLP-Aktie profitieren. „Ich stecke jeden Pfennig in MLP-Aktien“, war noch 2001 ein geflügeltes Wort im Konzern. Dass die Gewinnsteigerung nur mit Hilfe von Vorfinanzierungen durch Rückversicherer so präzise möglich war – ein in der Assekuranz nicht unübliches Verfahren -, störte niemanden.

Termühlen war scheinbar am Ziel, als MLP Mitte 2001 in den Dax aufgenommen wurde. Aber die damals erstmals aufkommenden Bilanzfälschungsvorwürfe sorgten für den Absturz. Die Aktie wird heute für 15 Euro gehandelt, weniger als zehn Prozent ihres Höchststandes von 2000.

Bild(er):

Bernhard Termühlen

Quelle: Financial Times Deutschland

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