Elektronisches Erfolgsrezept

Verordnen per Computer bewährt sich in den USA · Bedenken bei Datenschützern

Von Ilse Schlingensiepen Das E-Rezept gilt als eine der zentralen Anwendungen der für 2006 geplanten Gesundheitskarte. Vorgesehen ist, die vom Arzt verschriebenen Arzneimittel nicht mehr auf Papier auszudrucken, sondern elektronisch zu speichern. Damit sollen Abläufe in Praxen und Apotheken vereinfacht und damit kostengünstiger gemacht werden. In den USA läuft der Einsatz nach Einschätzung von Experten bisher reibungslos. In Deutschland melden Datenschützer dagegen Bedenken an.

Das E-Rezept hilft, „Fehler zu vermeiden, es fördert die bestmögliche Versorgung der Patienten und reduziert die Behandlungskosten“, sagt Jonathan Teich, Mediziner an der Harvard Medical School. Teich beschäftigt sich seit 20 Jahren mit der Informationstechnologie im Gesundheitswesen und ist Mitglied der US-amerikanischen Organisation „eHealth Initiative“. Dort leitet er den Bereich elektronische Verordnungen.

Besonders sinnvoll sei der Einsatz des E-Rezepts, wenn es mit einer Arzneimitteldatenbank verbunden ist, und die Karte gleichzeitig auch die Geschichte der bisherigen Verordnungen des Patienten speichert, sagt Teich. So habe der Arzt eine Übersicht über alle Medikamente, die ein Patient einnimmt – das System signalisiert sofort Unverträglichkeiten, Allergien oder unerwünschte Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Arzneimitteln. „Rund sechs Prozent aller Krankenhauseinweisungen in den USA hängen mit unerwünschten Medikamentenwirkungen zusammen“, erklärt der Experte. Durch den Einsatz eines EDV-basierten Arzneimittel-Managements könnte diese Zahl deutlich reduziert werden. Gleichzeitig helfen die EDV-Systeme dem Arzt bei der Auswahl des besten und auch kostengünstigsten Medikaments.

Nach einer Untersuchung des Center for Information Technology Leadership könnte ein umfassender Einsatz des elektronischen Verordnens allein in den USA die Kosten um 27 Mrd. $ pro Jahr senken. In Deutschland ist flächendeckend zunächst nur die Einführung des elektronischen Rezepts geplant, die Speicherung der Verordnungsdaten auf der Gesundheitskarte soll freiwillig bleiben.

Um eine breite Akzeptanz der neuen Technologie bei den Ärzten zu erreichen, sollten die Krankenversicherer die Mediziner an den erzielten Einsparungen beteiligen, sagt Teich. Das habe in den USA die Zahl der Anwender deutlich gesteigert. Dort verordneten im Jahr 2002 rund 15 Prozent der Ärzte elektronisch. Seitdem sei die Zahl deutlich gestiegen, neue Zahlen gebe es aber nicht. „Von den Einsparungen, die mit dem E-Rezept erzielt werden, profitieren vor allem die Krankenversicherer. Die Systeme und Geräte kaufen müssen aber die Ärzte und Apotheker.“

Deutsche Datenschützer sehen bei der geplanten Sicherheitsausstattung der Gesundheitskarte noch große Lücken. Sie befürchten, dass beispielsweise über Wireless-LAN-Schnittstellen Daten manipuliert werden könnten.

Zitat:

„Ein umfassender Einsatz des E-Rezepts könnte allein in den USA die Kosten um 27 Mrd. Dollar pro Jahr senken“

Quelle: Financial Times Deutschland

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