Vorbei die Zeiten, in denen private Krankenversicherer (PKV) kommentarlos die von Kunden eingereichten Rechnungen beglichen haben! Jetzt überprüfen die Versicherer alle Belege auf Höhe und Inhalt.
Seit Jahren werden die Unternehmen mit deutlichen Steigerungen der Leistungsausgaben konfrontiert. Sie vermuten: Ärzte und Kliniken gleichen Einkommensverluste bei den gesetzlichen Krankenkassen durch überhöhte Privatabrechnungen aus. Auch würden bei PKV-Kunden zunehmend Verfahren eingesetzt, deren medizinische Wirksamkeit nicht erwiesen ist – diese muss die PKV auch nicht bezahlen.
Die steigenden Ausgaben führen zu höheren Beiträgen, die Versicherungsgesellschaften laufen Gefahr, an Attraktivität zu verlieren. „Wir müssen an die Kosten ran“, sagt Reinhold Schulte, Vorsitzender des PKV-Verbands und Chef der Signal-Iduna-Gruppe. Ärzte und Zahnärzte würden zwar auch in Zukunft höhere Honorare für Privatpatienten erhalten. „Aber das muss nach klaren Regeln laufen.“
Mit der verstärkten Kontrolle von Abrechnungen versucht die Branche gegenzusteuern. Dabei wandern die Unternehmen auf einem schmalen Grat: Werden sie zu restriktiv, verärgern sie die Kunden und bekommen im Markt einen schlechten Ruf.
Die Versicherer müssen bei der Leistungsregulierung auch mit Augenmaß vorgehen, bestätigt Michael Wiechmann, Leiter der Abteilung Leistungs- und Gesundheitsmanagement bei der Allianz Private Krankenversicherung (APKV).„Es darf kein rigides Programm zur Leistungsreduzierung sein.“ Die APKV hat 2003 durch Leistungs- und Gesundheitsmanagement 130 Mio. Euro eingespart, bei Schadenzahlungen von insgesamt 2 Mrd. Euro.
„Es ist unser Ziel, eine hochwertige medizinische Versorgung zu langfristig bezahlbaren Beiträgen sicherzustellen“, sagt Wiechmann. Flankiert wird die Rechnungskontrolle bei vielen Versicherern vom Gesundheitsmanagement. Das sind Aktivitäten, mit denen die Unternehmen direkt auf die Patientenversorgung Einfluss nehmen.
„Wir wollen nicht nur beobachten, was passiert, sondern selbst mit gestalten und Verantwortung übernehmen“, sagt er. Die APKV bietet chronisch kranken Versicherten, Diabetikern etwa, strukturierte Behandlungsprogramme an. Mit besonders qualifizierten Krankenhäusern hat sie Kooperationen vereinbart: „Es geht uns um die aktive strategische Weiterentwicklung unserer Rolle im Gesundheitswesen“, erklärt Wiechmann.
Quelle: Financial Times Deutschland
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