Die Allianz Lebensversicherung hat in den ersten zwei Monaten des Jahres „deutlich weniger“ Verträge verkauft als im Vergleichszeitraum 2004. Genaue Zahlen wollte Vorstandschef Gerhard Rupprecht gestern in Stuttgart aber nicht nennen. „Wir haben darüber keine Statistiken.“
Das verbuchte Neugeschäft in dem Zeitraum sei zwar um 60 Prozent gestiegen, sagte Rupprecht. Allerdings enthalte die Zahl sehr viel Überträge aus dem Rekordjahr 2004. Viele Anträge wurden zwar bis Jahresende nach den alten günstigeren Steuerregeln unterschrieben. Sie wurden aber erst Anfang dieses Jahres bei der Gesellschaft verarbeitet.
Auch der Marktführer hat damit das Problem, mit dem die meisten Lebensversicherer zurzeit zu kämpfen haben – nach dem Schlussverkaufsboom 2004 kommen ihre Vertreter und sonstigen Vertriebe nur langsam wieder in Gang. Das liegt auch daran, dass die Gesellschaften die Vertreter schulen, um sie auf die neue Welt von Rürup-Renten, veränderten Riester-Bedingungen und neuen Lebenspolicen vorzubereiten. Viele Vertriebsleute haben sich nach den Anstrengungen des Vorjahres auch erst einmal Urlaub gegönnt – schließlich waren die Provisionsüberweisungen sehr hoch. So zahlte allein die Allianz Leben für das vergangene Jahr 765 Mio. Euro an Provisionen nur an Vertreter aus, 52 Prozent mehr als im Vorjahr. Dazu kommen noch Zahlungen an die Dresdner Bank und andere Vertriebspartner. Die gesamten Abschlussaufwendungen stiegen von 1,08 Mrd.Euro auf 1,40 Mrd. Euro.
In der Assekuranz herrscht große Unsicherheit, ob die schwachen Vertriebsergebnisse bei fast allen Gesellschaften nicht doch mit der Abschaffung des bisherigen Steuerprivilegs und den seitdem vor allem angebotenen, eher sperrigen Vertragsformen zusammenhängen. Die Vertriebszahlen von Anfang 2004 waren keineswegs großartig, der Boom setzte erst im Oktober ein. Wenn die Vertretertruppen jetzt noch weniger verkaufen als in den ersten Monaten des Vorjahres, könnte das ein ernstes Warnsignal sein.
2004 setzte die Allianz Leben 1,3 MillionenVerträge ab, ein Plus von 39 Prozent. Der Gesamtbeitrag, zu dessen Zahlung diese Kunden sich verpflichteten, beläuft sich auf 29,9 Mrd. Euro – ebenfalls 39 Prozent mehr. Unternehmenschef Rupprecht rechnet wie fast alle Lebensversicherer nicht damit, 2005 die Verkaufserfolge wiederholen zu können. „Die belebenden Momente aus der neuen staatlichen Förderung wirken sich 2005 noch nicht in vollem Umfang aus.“ Langfristig sei der Markt für Altersvorsorge aber äußerst dynamisch.
Rupprecht sagte, in Deutschland werde nicht zu wenig gespart, aber zu kurzfristig. Die Bruttosparquote sei mit 16,6 Prozent der Einkommen im Jahr 2003 höher als in Frankreich (15,8 Prozent), Italien (15,0 Prozent) oder Großbritannien (5,6 Prozent). „Aber bei uns sind 46 Prozent in Bargeld, Sichteinlagen und Geldmarktpapieren angelegt“, sagte er. Versicherungen hätten einen Anteil von 31 Prozent. Die langfristige Geldanlage und damit der Anteil der Versicherer müsse deutlich steigen.
Rupprecht erwartet, dass die Finanzaufsicht BaFin mit Wirkung 2007 den höchsten erlaubten Garantiezins, den so genannten Rechnungszins, um einen halben Prozentpunkt auf 2,25 Prozent senkt. „Das ergibt sich zwangsläufig aus der Entwicklung des Kapitalmarkts“, sagte er. Der Rechnungszins folgt nach einer festgelegten Formel dem langfristigen Zinstrend und war zuletzt mit Wirkung Januar 2004 um 0,5 Punkte abgesenkt worden.
Die Garantien seien ein sehr wichtiges Merkmal der Lebensversicherung. Nur so könnten die Unternehmen Zusagen machen, wie hoch in 20 oder 30 Jahren eine Rente ausfalle. „Niemand ist gezwungen, bis zur Obergrenze zu gehen und die 2,75 Prozent zu gewähren“, sagte er.
Für 2005 erwartet Rupprecht einen deutlichen Zuwachs bei den Beitragseinnahmen, schließlich führen die vielen neuen Verträge, die Ende 2004 abgeschlossen werden, erst 2005 zu vollen Beitragszahlungen der Kunden. Auch für den Gewinn rechnet er für 2005 mit einem Anstieg. Für 2004 meldete das Unternehmen, das zu 91 Prozent der Allianz Holding gehört, einen Überschuss von 242 Mio. Euro, ein Plus von 15 Prozent. Die Dividende stieg von 20 Euro auf 23 Euro.
Quelle: Financial Times Deutschland
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