Allianz Global Risks (AGR), der internationale Industrieversicherer des Allianz-Konzerns, hat nach Informationen der FTD einen wichtigen Vertrag mit dem Autokonzern DaimlerChrysler nicht verlängert. Künftig wird der US-Versicherer American International Group (AIG) das Risiko führen.
Allianz war bislang der führende Versicherer für die weltweiten Haftpflichtprogramme des Industriekonzerns. Mit Haftpflichtpolicen schützen sich Unternehmen gegen Ansprüche von Dritten, vor allem aus Schäden durch fehlerhafte Produkte. „Bei dem fraglichen Vertrag ging es vor allem um die Risiken durch Chrysler in den USA“, sagte ein Versicherungsmanager. „Die Allianz war nicht bereit, die Chrysler-Risiken zu den üblichen Bedingungen in die Police einzuschließen.“ Chrysler habe eine negative Schadengeschichte. Die Allianz fürchte die notorisch kostenträchtigen Urteile amerikanischer Gerichte in Haftpflichtfällen und wollte sich dafür mit einer höheren Prämie wappnen, heißt es.
Die Allianz lehnte eine Stellungnahme ab. AGR sei weiterhin ein bedeutender Haftpflichtversicherer für DaimlerChrysler, so ein Sprecher. Einzelheiten zu Kundenbeziehungen nenne man nie.
Wie bei Risiken dieser Größenordnung üblich, ist auch das DaimlerChrysler-Risiko in verschiedene Schichten, so genannte Layer, aufgeteilt, die wiederum von unterschiedlichen Versicherungskonsortien gedeckt werden. Der erste Layer reicht bis 25 Mio. Euro – alle Schäden, die 25 Mio. Euro nicht überschreiten, werden von den Versicherern des ersten Layers gezahlt. Der zweite Layer erstreckt sich von 25 Mio. Euro bis 300 Mio. Euro, der dritte Layer über 300 Mio. Euro. Wenn beispielsweise ein Schaden über 350 Mio. Euro eintritt, zahlen die ersten beiden Konsortien die Höchstsumme, das dritte den Rest. Die Gesamtdeckung dürfte einen hohen zweistelligen Millionenbetrag als Jahresprämie kosten.
Nach Angaben aus Versicherungskreisen führt die Allianz weiterhin den untersten Layer bis 25 Mio. Euro sowie den oberen Layer über 300 Mio. Euro. Bei den Verhandlungen über den mittleren Layer sei man sich nicht einig geworden.
Der Vorgang zeigt die wachsende Konkurrenz im Industrieversicherungsgeschäft. Nach hohen Verlusten bis 2000 erhöhten die Versicherer weltweit ab 2001 die Preise für ihre Unternehmenskunden. Der Terroranschlag vom 11. September 2001 sorgte für einen weiteren Preisschub. Als Folge konnten Industrieversicherer und Rückversicherer, die einen bedeutenden Teil der Risiken übernehmen, hohe Gewinne aus diesem Geschäftsfeld einfahren. Jetzt beginnt die Hochpreisfront in der Industrieversicherung zu bröckeln. Allerdings ging die Branche bisher davon aus, dass sich die Aufweichung vor allem in der Sachversicherung zeigt, in der Unternehmen Schutz gegen Schäden aus Feuern oder Stürmen an den eigenen Anlagen und Gebäuden kaufen. Der Haftpflichtmarkt schien relativ stabil, es wurden sogar noch vereinzelte Preiserhöhungen gemeldet.
Der Wechsel bei DaimlerChrysler legt nahe, dass die verschärfte Konkurrenz jetzt auch in der Industrie-Haftpflichtversicherung Wirkung zeigt. „Offenbar hat die Allianz nicht nachgegeben, AIG aber sehr wohl“, sagte ein Manager. Das müsse allerdings noch keine grundlegende Trendwende bedeuten.Euro
Quelle: Financial Times Deutschland
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