Bermuda-Rückversicherer steigert Prämien auf dem Kontinent deutlich · Interview mit Europachef Mayr
Von Herbert Fromme, Zürich Die Versicherungsgruppe Axis aus Bermuda weitet ihr Rückversicherungsgeschäft in Europa aus. „Ab 2006 werden wir auch die Rückversicherung von technischen Risiken anbieten“, sagte Karl Mayr, Chef der Axis Re Europe in Zürich. „In Zürich werden wir 2005 rund 350 Mio. $ Prämieneinnahmen erzielen. In unserem ersten Jahr 2004 waren es 200 Mio. $“, sagte er.
Das Unternehmen ist in Europa heute als Rückversicherer für Sturm- und andere Katastrophenrisiken, Autoversicherung, Haftpflicht sowie Kreditversicherung tätig. Es bietet als einer der Großhändler des Risikoschutzes Deckungen für Erstversicherer, die ihrerseits Endkunden versichern. Axis steht dabei im Wettbewerb mit Swiss Re, Münchener Rück und anderen Gesellschaften. Im Vergleich mit ihnen ist Axis in Europa noch klein.
Der 55-jährige Manager leitet seit August 2003 den Aufbau der Axis Re Europe. Vorher war er lange Jahre Vorstandsmitglied der GE Frankona Re in München, die gerade an die Swiss Re verkauft wurde. Bei Frankona war Mayr 23 Jahre.
„Uns helfen schwächelnde Wettbewerber“, sagte er. So habe Axis Re Verträge übernehmen können, die der kriselnde Rückversicherer Converium nach der Herabstufung durch die Rating-Agenturen verloren hatte. Auch der Rückzug der angeschlagenen Alea-Gruppe nutzt Axis Re. „Von unserem Geschäft kommen 85 Prozent über Rückversicherungsmakler“, sagte Mayr. Damit sei das Unternehmen im preissensibelsten und schnellsten Segment des Marktes aktiv. „Hier sind gute Produkte und hoher Service entscheidend.“
Axis wurde nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gegründet. Initiator war das Maklerunternehmen Marsh, beteiligt waren die Banken JP Morgan und Credit Suisse First Boston sowie die Private-Equity-Fonds Blackstone und Thomas H. Lee. Auf die Karibikinsel Bermuda sind die Axis-Gründer wegen der günstigen steuerlichen und aufsichtsrechtlichen Lage gegangen.
Seit dem 1. Juli 2002 wird Axis an der New Yorker Börse geführt und hat inzwischen eine Kapitalbasis von 3,4 Mrd. $. Mit 3 Mrd. $ Prämieneinnahmen aus Versicherung und Rückversicherung gehört Axis heute zu den mittelgroßen Gesellschaften.
Axis war eine von mehreren neuen Gruppen, die damals in der Hoffnung auf höhere Preise in Folge des Terrorschadens gegründet wurden. Nach dem Jahrgang 2001 („Class of 2001“), wie die Branche diese Unternehmen nennt, gibt es gegenwärtig wegen der hohen Hurrikanschäden wieder eine Welle von Neugründungen, die „Class of 2005“. Neugründungen haben gegenüber den alten Gesellschaften den Vorteil, dass sie keine Altlasten haben – also nicht Reserven für Asbest- und Umweltschäden oder das World Trade Center stärken müssen. Ähnliche Neugründungswellen gab es schon nach Hurrikan „Andrew“ 1992 und in der US-Haftpflichtkrise der 80er Jahre.
Allerdings überleben nicht alle von diesen Neugründungen, auch einige aus dem Jahr 2001 haben bereits Probleme. Die Schwierigkeiten des ebenfalls nach dem 11. September gegründeten Rückversicherers Quanta belegen das: „Axis Re profitiert von seinem „A“-Rating bei Standard & Poor’s, während andere Rückversicherer den „A“-Bereich verlassen mussten“, sagte Mayr.
Für Axis ist der Aufbau des europäischen Geschäfts von strategischer Bedeutung. Nur so kann die Gesellschaft ihre Abhängigkeit von den hoch volatilen US-Katastrophendeckungen reduzieren.
„Katrina“ und „Rita“ kosteten die Gruppe 805 Mio. $ nach Rückversicherung und führten zu einem Verlust von 468 Mio. $ im dritten Quartal 2005. Dazu kommt noch „Wilma“ mit mehr als 100 Mio. $ im vierten Quartal. Für das volle Jahr erwarten Analysten deshalb einen leichten Verlust. 2004 hatte der Rückversicherer einen Gewinn nach Steuern von 495 Mio. $ erzielt.
Europachef Mayr sagt für 2006 weiter deutlich steigende Beitragseinnahmen für das aus Zürich betriebene Geschäft voraus – einmal, weil das Unternehmen zusätzliche Geschäftsfelder aufnimmt, zum anderen, weil die Preise steigen. „In der Abdeckung von Katastrophenrisiken sehen wir Preiserhöhungen von rund fünf Prozent“, sagte Mayr. In Regionen, die wie die Schweiz und Österreich heftig von den Fluten des Jahres 2005 betroffen wurden, seien die Erhöhungen deutlich kräftiger ausgefallen.
Zitat:
„Uns helfen schwächelnde Wettbewerber“ – Karl Mayr,Chef der Axis Re –
Quelle: Financial Times Deutschland
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