Erleichterung für Verbriefung von Katastrophenrisiken
Von Herbert Fromme, Köln Vier Tage nach dem Orkantief „Kyrill“ hat der weltgrößte Rückversicherer Swiss Re die Gründung einer unabhängigen Agentur für die Sammlung von Schadendaten in Europa vorgeschlagen. Sie soll dann einen Marktschadenindex für Naturkatastrophenschäden veröffentlichen, der eher das Vertrauen der Anleger genießen dürfte als Angaben einzelner Versicherer. „Das würde die Verbriefung von Versicherungsrisiken sehr erleichtern“, sagte ein Unternehmenssprecher. Vorbild soll die US-Firma Property Claims Services (PCS) sein, die einen entsprechenden Index für Nordamerika erstellt.
Der Markt für die Verbriefung von Versicherungsrisiken wächst stark. Im August 2006 waren weltweit Katastrophenbonds für 8 Mrd. $ ausstehend, davon europäische Sturmanleihen von 1 Mrd. $. Dazu kommen alternative Absicherungspapiere mit einem Nominalwert von gut 4 Mrd. $.
Bei Verbriefungen kaufen Investoren Anleihen mit besonders hohen Zinsen. Kommt es zu einem vorher definierten Ereignis, dem „Trigger“, verlieren sie die gesamte Summe oder einen Teil. Das Geld bekommt der Versicherer, der sich so gegen Großschäden absichert. Dieser Trigger kann eine bestimmte Windstärke sein, eine Wasserstandshöhe oder die Entwicklung der Sterblichkeit. Nachteilhaft für den Versicherer, der sich mit Verbriefungen schützen will, ist es, dass die Trigger nicht unbedingt dem Schadenaufwand entsprechen: Die Windstärke kann moderat bleiben, aber der Schaden trotzdem sehr hoch ausfallen.
Deshalb suchen Versicherer schadenbasierte Trigger. Kommen die Daten aber nur vom betroffenen Versicherer, haben Anleger das Problem der Nachprüfbarkeit. „Ein effizienter europäischer Index müsste sowohl das Vertrauen der Investoren gewinnen als auch das der Assekuranz“, sagte der Sprecher. Denn die Versicherer müssten die Daten liefern und sicher sein, dass sie vertraulich bleiben.
Swiss Re will mit Erstversicherern über den Vorschlag sprechen. Eine Hannover-Rück-Sprecherin sagte, eine solche Einrichtung sei „wünschenswert“, aber wegen der großen Zahl von Ländern schwerer umzusetzen als in den USA.
Quelle: Financial Times Deutschland
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