Quinn Direct sucht Industriekunden

Irischer Versicherer kommt nach Deutschland · Milliardär Sean Quinn expandiert

Von Herbert Fromme, Köln Der irische Versicherer Quinn Direct wird künftig deutschen Großunternehmen Versicherungsschutz anbieten. Europachef Fred Slikker bestätigte entsprechende Informationen der FTD. „Wir werden im August ein Büro in Frankfurt eröffnen“, sagte er.

Die Gruppe werde Haftpflicht- und Sachdeckungen anbieten und auch schwere Risiken nicht scheuen, sagte Slikker. „Die Baubranche, Zement-, Glas- und Kunststofffabriken sowie Hotels und die Gastronomie sind von besonderem Interesse für uns.“ In diesen Feldern habe Quinn Direct viel Know-how aufgebaut, vor allem durch die Deckung von Schwestergesellschaften im Quinn-Konzern. Auch in der Transportversicherung und bei Autoflotten will Slikker angreifen.

Mit Quinn Direct sucht ein weiterer ausländischer Versicherer Zugang zu deutschen Geschäftskunden. Seit Jahresanfang haben Mitsui Sumitomo aus Japan, QBE aus Australien und Mapfre aus Spanien in Deutschland den Betrieb aufgenommen, alle zielen auf Firmenkunden. Der Markt war in den letzten drei Jahren höchst lukrativ und durchläuft außerdem zurzeit eine Umbauphase, Talanx/HDI integrieren die Gerling-Gruppe. Da wittern die Neuankömmlinge ihre Chance.

Die erst 1996 gegründete Quinn Direct ist heute mit rund 800 Mio. Euro Prämie und 1700 Mitarbeitern eine der größten Versicherungsgruppen in Irland. Seit 2003 ist sie auch in Großbritannien tätig, seit 2006 in Belgien und den Niederlanden. Auf dem Kontinent suche das Unternehmen nur Geschäftskunden, inklusive der großen Industrie, sagte Slikker. In Irland und Großbritannien ist Quinn Direct aber vor allem im Privatkundengeschäft tätig, im April hat die Gruppe die irische Tochter des britischen privaten Krankenversicherers Bupa gekauft.

Irland hat sich zu einem bedeutenden europäischen Versicherungszentrum entwickelt. Zahlreiche Versicherer und Rückversicherer haben – angespornt durch niedrige Steuern – dort Töchter oder Niederlassungen eröffnet. Irische Versicherer, die weiter stark wachsen wollen, müssen deshalb ins Ausland expandieren.

Die Versicherungsgruppe gehört Sean Quinn, einem der reichsten Männer Irlands. Der streitlustige Konzernchef begann seinen Aufstieg 1973 mit dem Abbau von Kalkstein auf dem Bauernhof der Familie im Dorf Derrylin bei Enniskillen. Heute sind Zement-, Glas- und Kunststofffabriken Bestandteil seines Reichs, ebenso neun Hotels, Pubs, die Versicherungsgruppe und zahlreiche Beteiligungen an Banken und anderen Finanzunternehmen. So soll Quinn einen bedeutenden Anteil an der Anglo Irish Bank aufgebaut haben.

Bild(er):

Einer der reichsten Männer Irlands: Sean Quinn, Besitzer von Quinn Direct – Quinn Direct

Quelle: Financial Times Deutschland

Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.

Diskutieren Sie mit