Rivalisierende Vertriebe AWD und MLP wollen Mitarbeitermoral stärken ·Gerüchte über unzufriedene Swiss-Life-Führung
Von Herbert Fromme
und Tim Bartz, Frankfurt
Wenige Stunden nach Bekanntgabe von AWD-Chef Carsten Maschmeyers Coup ist die Propagandaschlacht in vollem Gange. Maschmeyer hatte aus privaten Mitteln 26,75 Prozent am Rivalen MLP gekauft und an Swiss Life weitergereicht. Sein Ziel: „Wir wollen den größten Finanzvertrieb der Welt mit zwei unabhängigen Marken bauen“, sagt Maschmeyer.
Das offensichtliche Ziel Maschmeyers, MLP auch mehrheitlich unter das „gemeinsame Dach“ Swiss Life zu bringen, sorgt für dringenden Handlungsbedarf in der Wieslocher MLP-Zentrale. An einer eilig einberufenen Telefonkonferenz für Führungskräfte nimmt auch Gründer und Großaktionär Manfred Lautenschläger teil. Er habe Swiss Life mitgeteilt, dass er keine einzige Aktie verkaufen werde, lautet Lautenschlägers moralstärkende Ansprache nach Angaben aus dem Unternehmen. Er habe genügend Geld. Heute habe er 500 Mio. Euro, das meiste in MLP-Aktien. Selbst wenn die 90 Prozent ihres Werts verlieren würden, könne er sich noch jeden Tag sein Essen leisten, er würde nicht verkaufen. Bestätigen will ein Unternehmenssprecher diese Aussage nicht wörtlich. „Aber Herr Lautenschläger hat an der glasklaren Position, dass er keine Aktien verkaufen will, keinerlei Zweifel gelassen“, sagt er.
Bei AWD klingt das ganz anders. „Unsere Bewegung der Unabhängigen schreibt Weltgeschichte“, steht über dem Schreiben von Maschmeyer an alle Angestellten und Vertreter. Durch die Arbeit eines jeden Kollegen habe AWD „das Fundament geschaffen, den größten unabhängigen Finanzdienstleister der Welt zu schmieden“. Dann listet Maschmeyer die zahlreichen Übernahmen der letzten Jahre unter dem Titel „Akquisitionsweltmeister“ auf, um schließlich in einer Grafik zu zeigen, dass MLP und AWD zusammen bei Umsatz und Gewinn größer sind als die Deutsche Vermögensberatung AG (DVAG) von Reinfried Pohl – MLP und AWD kamen 2007 zusammen auf 1,24 Mrd. Euro Umsatz, DVAG auf 1,04 Mrd. Euro, beim Gewinn erzielten die beiden 133 Mio.Euro gegen die 126 Mio. Euro von DVAG.
MLP-nahe Kreise machen am Nachmittag eine neue Front auf. Swiss Life habe den Deal eigentlich nicht gewollt und sei von Maschmeyer überrascht worden, erklären sie in Gesprächen mit Journalisten. Um die Situation zu beruhigen, habe man ihm die 27 Prozent abgekauft, aber gleichzeitig den AWD-Vorstand auf acht Mitglieder erweitert, um ihn enger zu kontrollieren.
„Alles Unsinn“, heißt es dazu bei AWD. Maschmeyer habe aus seinen Plänen nie ein Hehl gemacht und seinen Großaktionär frühzeitig unterrichtet. „Es gab aber sowohl in der Schweiz wie in Wiesloch einige, die überrascht waren, dass Maschmeyer so ein Paket zusammenbekam“, heißt es in Unternehmenskreisen in Hannover.
Maschmeyer wird künftig bei AWD einen Co-CEO haben, den bisherigen Swiss-Life-Deutschlandchef Manfred Behrens. „Ich habe Swiss Life gebeten, Teile der vielen Aufgaben auf ein zweites Paar Schultern zu legen“, so Maschmeyer. Außerdem wird der Vorstand von drei auf acht Mitglieder erweitert – bis auf Behrens alle schon bisher AWD-Manager. Dazu gehören die Chefs der drei AWD-Ländergesellschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz, daneben rückt der Direktor für AWD-Konzernfinanzen, Martin Jünke, als Finanzchef in das Gremium. Der bisherige Finanzchef Nils Frowein, lange Jahre auch bei MLP in dieser Rolle, wird Chief Operating Officer bei AWD. Vertriebschef Wilhelm Zsifkovits bleibt auf seiner Position. Maschmeyer will sich auch persönlich mehr um diese Seite kümmern. „Ich bin jetzt wieder dort, wo ich hingehöre – bei Ihnen im Vertrieb“, schreibt er seinen Vertretern.
Quelle: Financial Times Deutschland
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